«Kein 3. Autobahnanschluss»

VEREINSGRÜNDUNG. Den Kampf gegen den Bau einer neuen Verkehrsachse durch Rorschach-Goldach intensivieren: Das ist das Ziel des Vereins «Kein 3. Autobahnanschluss» mit vierzig Gründungsmitgliedern.

Gegner des geplanten Zugangs zur Autobahn treffen sich im Restaurant Hohrain. Es sind Leute, die eine neue Strasse aus politischen Gründen ablehnen, und Anwohner, die negative Auswirkungen befürchten. Das zeigt eine kurze Grundsatzdiskussion: Soll der Verein (der das Komitee ablöst) allgemein einen Anschluss bekämpfen oder nur den im Gebiet Hohrain/Witen geplanten? 90 Prozent wollen überhaupt keinen zwischen den bestehenden in Thal und Mörsch­wil.

Die Versammlung bestätigt Kampf «gegen einen 3. Autobahnanschluss» und Einsatz «für eine nachhaltige, umwelt- und siedlungsverträgliche Verkehrslösung» als Ziele. An die Spitze des Vereins wählt sie die Initianten – Lukas Reichle, Rorschach, als Präsident und Felix Gem­perle, von Goldach nach Rorschach umgezogen, als Vize­präsident – sowie vier weitere Vorstandsmitglieder: Martin Buschor, Rorschach, Fritz Dornbierer, Rorschacherberg, Marc Hintermeister, Goldach, und Lukas Locher, Rorschach.

Neue Pläne mit einem zweiten Tunnel
Der Anlass erhielt unerwartete Aktualität durch Neuigkeiten vom Bund. Vorher war es um das Projekt still, weil die Prüfung eines Tunnel im Hohrain viel Zeit beanspruchte. Die Planung des Zubringers ab Rorschach lief jedoch weiter. Marcel John, der Leiter des federführenden Tiefbauamtes des Kantons, informiert die Gegner über den Stand. Ideen für die Unterführung der Bahnlinie in Rorschach wuchsen zu Plänen für einen Tunnel ab dem mittleren Teil der Industriestrasse – in drei Varianten: unter dieser Strasse bis Jura/Helios, länger bis zwischen Industriebauten in Goldach oder südlich der Bahnlinie. Dann ginge es durch Wiese zur Sulzstrasse. Behörden und Planer prüfen, ob der dort nicht beanspruchte Teil grün bleiben oder – gemäss Überbauungsvorschlägen – für ein Stadtquartier genutzt werden soll. Zur Zustimmung des Bundes zu einem anschliessenden Tunnel mit neun statt fünf Prozent Steigung verweist Marcel John auf «nur 300 Meter Länge und hohen Sicherheitsstandard».

Zuunterst am Zubringer müsste eine Reihe der alten Häuser westlich der Industriestrasse abgebrochen und nach dem Tunnelbau ersetzt werden. Weil das Projekt weiter nördlich beginnt, prüfen Kanton und Gemeinden, ob die ganze Industriestrasse eine Kantonsstrasse werden soll. Den Zubringer müsste der Kanton finanzieren; auf die Gemeinden entfiele der übliche Beitrag von 35 Prozent an Trottoirs und Radstreifen.

Für Antworten auf das Projekt warten
Die Teilnehmenden haben viele Fragen zum weiteren Vorgehen (siehe Tagblatt vom 21. November) und zum Projekt. Marcel John kann die meisten nicht beantworten, weil Varianten offen sind und das Ausführungsprojekt noch nicht vorliegt. Nach dessen Auflage für Einsprachen und den Beratungen im Kantonsrat erwartet er etwa 2019 das Verfahren für Stellungnahmen. Dann will der neue Verein das Referendum ergreifen für Bürgerentscheide in Rorschach und Goldach.

Befürworter erwarten von einem direkten Zugang zur Autobahn starke Entlastung der Ortskerne. Gegner wenden auch an dieser Versammlung ein, diese wäre nicht ausreichend für spürbar mehr Lebensqualität. Zudem warf ihr Komitee den Planern vor, die Prognosen gründeten auf veralteten Zahlen, die sich als falsch erwiesen hätten. Deshalb lässt das Tiefbauamt nochmals rechnen. Marcel John erwartet aber die gleichen Ergebnisse.

Geschrieben von Fritz Bichsel im Ostschweizer Tagblatt am 24.11.2016.

Quelle: Ostschweizer Tagblatt

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