Leserbrief: Wirklich die richtige Lösung?

In seinem Leserbrief mit dem rechthaberischen Titel von der «richtigen Lösung» verlangt Herr Frei im Namen der IG mobil die uneingeschränkte Unterstützung aller Mitbürger für das Vorhaben eines dritten Autobahnanschlusses in der Region Rorschach. Wenn man seinen Ausführungen glauben möchte, steht die Region kurz vor dem Untergang: totaler Verkehrsinfarkt, unsichere Schulwege, unnötige Lärm- und Abgasbelastung, eingeschränkte Lebensqualität für alle, das Ende von Gewerbe und Tourismus, Pendler am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Vor gut 40 Jahren wurde die Autobahn von St.Gallen nach St.Margrethen mit den Anschlüssen Meggenhus und Buriet gebaut. Schon damals versprach man dem Volk, das Verkehrsproblem zu lösen: Die Dörfer und die Stadt sollten nachhaltig vom Verkehr entlastet und wieder lebenswert gemacht werden. 40 Jahre später stehen wir am selben Punkt. Mit einer zusätzlichen Strasse soll das Verkehrspro­blem der Region schon wieder nachhaltig gelöst werden. Dabei ist längst bekannt, dass jede neue Strasse insgesamt mehr Verkehr generiert. Mit dem Autobahnanschluss und der neuen Kantonsstrasse quer durch Rorschachs Westen wird er nur breiter verteilt. Mit der Folge, dass noch mehr Menschen unter Lärm und Abgasen leiden müssen und noch mehr Schulwege belastet werden. Perfide werden die Pendler zu den Opfern gemacht, dabei sind sie eine Ursache des Problems. Herr Frei setzt Lebensqualität mit der uneingeschränkten freien Fahrt für den motorisierten Verkehr gleich. Diese Freiheit hat einen hohen Preis, den viele Menschen mit der Verschlechterung ihrer Wohnqualität bezahlen müssen. Gemäss den Berechnungen des Kantons wird die neue Achse im Westen von Rorschach mit dem neuen Anschluss täglich von 15000 (!) Fahrzeugen durchfahren. Möchten Sie in der Nähe einer solchen Strasse wohnen? Für mich bedeutet Lebensqualität, dass ich mich in der Region wohl fühle: Ich kann hier arbeiten, einkaufen, in der Natur spazieren, joggen, am Vereinsleben teilnehmen, Wassersport betreiben, in den Ausgang gehen, ohne dass ich überall von Lärm und Abgasen belästigt werde und ohne dass ich mich ins Auto setzen muss, um dorthin zu gelangen. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten unsere Region so erfolgreich zugebaut (man könnte auch «entwickelt» sagen), dass wir bald Fluchtwege brauchen, um wegzukommen. Wozu soll ich noch regional einkaufen, wenn ich in sieben Minuten im Gallusmarkt bin? Statt die uneingeschränkte Mobilität zu ermöglichen, schaffen oder erhalten wir besser in der Region diejenigen Orte, die lebens- und besuchenswert sind. Dann haben wir die richtige Lösung für mehr Lebensqualität.

Erschienen im St.Galler Tagblatt vom 07. Dezember 2016

Norbert Wenger, 9400 Rorschach

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