Nein zur Verkehrspolitik des letzten Jahrhunderts

Die Gemeinden der Region Rorschach fordern seit Jahren einen dritten Autobahnanschluss direkt ins Zentrum der Agglomeration. Über dieses unsinnige Projekt, mit welchem einer der letzten grünen Hänge mit einer Strasse verbaut würde, wird voraussichtlich im nächsten November abgestimmt. Für das Komitee gegen einen dritten Autobahnanschluss ist es somit höchste Zeit, die Bevölkerung umfassend über diesen Schildbürgerstreich zu informieren. 

Die drei Gemeinden Rorschach, Goldach und Rorschacherberg haben kürzlich in einer Medienmitteilung verkündet, dass mit dem Projekt „AutobahnanschlussPlus“  der motorisierte Individualverkehr an den Rand des Siedlungsraumes verlegt werden soll. Das Programm beinhaltet neben einem zusätzlichen Autobahnanschluss 20 Begleitmassnahmen. Die Wirkung wäre das Gegenteil, der Verkehr fliesst dann nämlich ungehindert ins Zentrum und verstärkt damit die Problematik. Zudem werden die anderen Achsen nicht so stark entlastet, dass ein zusätzlicher, attraktiver Siedlungsraum entsteht.  Die Begleitmassnahmen führen überhaupt nicht dazu, dass der Verkehr an den Rand verlegt wird.

Die grösste Verkehrsstudie der Schweiz, der Mikrozensus zeigt auf, dass der Verkehr nur noch im Verhältnis zum Bevölkerungswachstum wächst, somit sind die dem Projekt zugrunde liegenden Zahlen zu hoch gegriffen. Zudem wird das Potential der digitalen Technologie nicht berücksichtigt. Mit Mitfahr-Apps und weiteren zielführenden Methoden kann die durchschnittliche Fahrzeugbelegung erhöht werden, was das Gesamtverkehrsaufkommen dann entsprechend reduziert.

Die Begleitmassnahmen sind sinnvoll

Ergänzend wird behauptet, dass die St. Gallerstrasse zu einem «Stadtraum mit hoher Aufenthaltsqualität» werden sollte. Solche Aussagen für einen Strassenabschnitt zu machen, auf welchem auch in Zukunft gemäss Berechnungen der Behörden ca. 12’000 Autos täglich fahren, ist schlicht daneben. Was aber Sinn macht ist die Umsetzung der vorgesehenen Begleitmassnahmen. Diese dienen dazu den Verkehr zu lenken, zu verflüssigen und damit auch erträglicher zu machen.  Neben den Strassenraumgestaltungen an den Hauptachsen sind auch die angedachten baulichen Massnahmen für den Velo- und Fussverkehr zielführend.

Unterführungen statt Anschluss

Der Verein „kein dritter Autobahnanschluss“ hat mit Unterstützung des VCS durch den namhaften Verkehrsexperten Klaus Zweibrücken eine Projektstudie ausarbeiten lassen. Dieses Papier kommt zum klaren Ergebnis, dass es bei den aktuellen bzw. richtig prognostizierten Verkehrsmengen keine zusätzliche Einfahrtsachse braucht. Das Problem ist, dass sich der Verkehr vor den immer länger geschlossenen Barrieren staut. Mit dem Bau von Unterführungen (zwei sind in der Zwischenzeit beschlossen) kann der Verkehr verstetigt werden und die Verkehrsmenge kann ohne neue Strassen bewältigt werden.

Die Behörden informierten von Anfang an sehr einseitig, eine kritische Auseinandersetzung zur Gesamtverkehrsproblematik sowie zu Alternativen fehlt. Im Weiteren werden wichtige Projektbestandteile bis heute der Öffentlichkeit vorenthalten, beispielsweise das Anschlusswerk im Withenwald. Für einen konstruktiven Diskurs braucht es jetzt detaillierte Informationen und nicht erst in der Hochglanz-Broschüre  kurz vor der Volksabstimmung.

Für den Verein „kein3.autobahnanschluss.ch“ ist klar, dass sich mit der Politik des letzten Jahrhundert die Herausforderungen der Zukunft nicht lösen lassen. Da sind wir gut beraten, den letzten grünen Hang noch grün zu belassen und den drohenden Zerschnitt des Siedlungsgebietes zwischen Sulzstrasse und dem zentrumsnahen Landhauskreisel zu verhindern.

Dieser Artikel ist im VCS-Magazin im März 2019 erschienen.

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