Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) gab vor knapp zwei Wochen bekannt, dass ein Autobahntunnel mit neun Prozent Gefälle akzeptiert wird. Nun formiert sich der Widerstand gegen einen zusätzlichen Autobahnanschluss neu.
Region Rorschach Ein langes und immer wiederkehrendes Thema ist die Verkehrslage in der Region Goldach, Rorschach und Rorschacherberg. Der Durchfahrtsverkehr fliesst praktisch ununterbrochen und bildet während circa drei bis vier Stunden am Tag einen enormen Rückstau. Grund dazu ist die grosse Zahl an Bahnübergängen. Denn gerade während der Hauptverkehrszeiten staut sich der Verkehr meist bis hoch Richtung Meggenhus. Zwar wurden diesbezüglich bereits einige Schritte in die Richtung Verkehrsentlastung gemacht, jedoch bleibt die Lage angespannt. So gaben die Bürger von Rorschach im Februar grünes Licht für den Bau einer Unterführung nahe beim Stadtbahnhof und die Goldacher haben dem Projekt Dorfkernumfahrung ebenfalls zugestimmt.
Bahnübergang Goldach mehr als 30 Minuten gesperrt
Trotz dieser Dorfkernumfahrung bleibt die Entlastung bezüglich Stauzeiten im Dorfkern fraglich. Denn bereits ab 2018 wird der Bahnübergang am Goldach Bahnhof mehr als 30 Minuten pro Stunde gesperrt sein und trägt dementsprechend zum Problem bei.
Weitere Lösung Autobahnausfahrt
Die drei Gemeinden sehen die Lösung anhand einer weiteren Autobahnausfahrt, welche die Hauptverkehrsachse in Rorschach mit der A1 verbinden soll. Diese Verbindung soll nach Plänen des Tiefbauamtes teilweise unterirdisch verlaufen. Das Problem: Der Strassenverlauf im steilen Gelände hatte ein Gefälle von neun Prozent – also vier Prozent mehr als die Richtlinien des Bundesamt für Strassen (ASTRA) vorsieht. Seit etwas mehr als einer Woche ist nun aber bekannt: Die ASTRA akzeptiert ein Längsgefälle von neun Prozent im geplanten Tunnel «Hohrain». Laut Tageszeitung will die IG mobil, welche sich über diesen Entscheid freut, das Projekt weiter vorantreiben und diese einmalige Chance nutzen, «um die Verkehrsinfrastruktur auf Jahrzehnte hinaus sinnvoll zu nutzen.»
Verein gegen den Autobahnanschluss gegründet
Nicht erfreut darüber ist der Verein «Kein 3. Autobahnanschluss», welcher sich am Dienstag, 22. November, im Restaurant Hohrain gegründet hat. Dieser ist der Meinung, «dass es bessere Lösungen gibt, als den letzten grünen Hügel zu verbauen», wie Präsident Lukas Reichle sagt. Es sei nicht nur ein ökologischer Unsinn, sondern auch aus siedlungspolitischer und wirtschaftlich/finanzieller Sicht nicht zu verantworten, wie es in der Medienmitteilung des Vereins heisst. Aus Sicht des Vereins sei nicht der zunehmende Verkehr am Rückstau schuld, sondern die längeren Wartezeiten an den Bahnübergängen.
Fast gleiche Verkehrsmenge wie im Jahr 2005
Reichle betont, dass der Verein «Kein 3. Autobahnanschluss» die Stauprobleme keinesfalls abstreite, aber er kein Projekt kenne, das bei solcher Verkehrsmenge die Lösung mit zusätzlichen Strassen anstrebe – sowieso nicht mitten in eine besiedelte Kernzone. «Neue Strassen erzeugen automatisch mehr Verkehr. Und der Strassenverkehr ist nicht die Ursache des Problems. Zahlen bestätigen, dass es seit 2005 kaum Wachstum gegeben hat. Also muss dieses Problem anders bewältigt werden», so Reichle, der damit die langen Standzeiten an Bahnübergängen anspricht und dies gleichzeitig als Hauptproblem bezeichnet.
Forderung von alternativen Lösungen
Somit fordert der neugegründete Verein die Prüfung einer Alternative ohne Autobahnanschluss. «Zwei oder drei Unterführungen würden den Verkehr wieder fliessen lassen», sagt der Rorschacher. Eine Analyse von Verkehrsexperten soll der Bevölkerung ein Lösungskonzept ohne Autobahnanschluss vorlegen, das schneller und ohne Zerstörung des Hohrain- und Witengebietes realisiert werden kann. Was die Finanzierung einer solchen Lösung betrifft, meint Reichle: «Ich denke, dass der Kanton, sofern die drei Gemeinden auch geschlossen auftreten, eine Mitfinanzierung leisten wird.»
Erschienen in den Bodensee Nachrichten vom 02.12.2016
Geschrieben von Marino Walser
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