Kategorie: News

Ein gutes Beispiel aus Spanien

Im beschaulichen Pontevedra haben Wanderer auf dem Jakobsweg schon immer Halt gemacht, doch nun pilgern auch Stadtplaner aus aller Welt hierhin. Pontevedra gilt als Modell – die Fußgänger haben die Stadt zurückerobert, Autos gibt es nur noch wenige.

Das ARD hat zu Pontevedra ebenfalls ein Video-Beitrag erstellt. Dieser kann hier angeschaut werden.

Fußgänger dominieren Stadtzentrum

Im Rathaus geben sich die Besuchergruppen die Klinke in die Hand – Bürgermeister Miguel Lores ist verantwortlich für das radikale Verkehrskonzept. Dass die Emissionen um knapp 70 Prozent zurückgegangen sind, überzeugt auch diese Delegation aus Portugal. Der Kommunalpolitiker bekommt Besuch aus aller Welt, den USA, aus ganz Europa. Die Bürgermeisterin von Paris zeigt sich sehr interessiert, und auch seine Gäste aus Portugal sind begeistert.

«Hier gibt es Straßen, die das Miteinander ermöglichen, Plätze, auf denen Kinder spielen, kurz, hier kann man sich sehr wohlfühlen», so Augosta Marinho, Delegation Portugal.

Dann zeigt uns Pontevedras Bürgermeister das Stadtzentrum. ‹Fußgänger Nummer eins› nennt sich Lores selbst, schon vor 20 Jahren hat er den Wandel eingeleitet. Damals erstickte Pontevedra am Verkehr, auf die knapp 80.000 Einwohner kamen fast genauso viele Fahrzeuge. Einkäufe wurden fast immer mit dem Auto erledigt. Heute dominieren die Fußgänger das Bild.

«Autos sind schlecht für die Stadt, sie brauchen zu viel Platz. Sehen Sie, hier fuhren täglich bis zu 14.000 Autos, die Altstadt war ein einziges Chaos», erzählt Miguel Fernández Lores, Bürgermeister Pontevedra.

Zwischen damals und heute liegen Welten. Nun stehen überall in der Stadt Tafeln, die wie Metropläne aussehen. Sie geben Entfernungen in Metern und Minuten an, für die Fußgänger.

Kein Platz für Autos – das ist das Motto

Spanien: Seit 20 Jahren im Amt – Bürgermeister Lores verbat Autos aus der City

Spanien: Seit 20 Jahren im Amt – Bürgermeister Lores verbat Autos aus der City

Kernstück des Verkehrskonzepts sind 15.000 Parkplätze am Rande der Innenstadt, die meisten davon gratis. In die Innenstadt dürfen Autos, etwa Lieferfahrzeuge, weiterhin fahren, aber sie können nicht für längere Zeit parken. Dies gilt nicht nur im Zentrum, sondern in allen Wohnvierteln. Die maximale Parkzeit ist auf 10 oder 15 Minuten beschränkt. Kein Platz für Autos, das ist das Motto. Mit Kameras überprüft die Polizei die Parkdauer, und auch die Geschwindigkeit. Überall gelten maximal 30 Kilometer, und Vorfahrt hat immer der Fußgänger. Es gibt kaum Ampeln oder Verkehrsschilder, ein Konzept mit Erfolg.

«In den letzten acht Jahren gab es keinen einzigen Verkehrstoten mehr, davor waren es noch zwei oder drei pro Jahr», berichtet Manuel Omil, Polizei Pontevedra.

Ende der 90er Jahre wurde der linke Bürgermeister Lores erstmals im konservativen Pontevedra gewählt. Seitdem setzt er sein Konzept um – die Altstadt etwa wurde innerhalb eines Monats zur verkehrsberuhigten Zone erklärt.

«Mit dem Kauf eines Autos erwirbt man doch keinen Anspruch auf einen Parkplatz. Das ist unser Ansatz. Natürlich gab es Angst vor dem Wandel, aber dann sahen die meisten, wie es immer besser wurde, und wie auch der Handel profitierte», so Miguel Fernández Lores, Bürgermeister Pontevedra.

Einzelhandel profitiert vom Verkehrskonzept

Am Anfang protestierten 3.000 Händler gegen die Pläne des Bürgermeisters, manche zogen vor Gericht. Auch der Unternehmer Miguel Lago war zu Beginn gegen die radikalen Pläne, doch das hat sich mittlerweile geändert. Die Umsätze nicht nur in seinem Supermarkt sind gestiegen, die Kunden kommen nun zu Fuß oder mit dem Fahrrad. In Pontevedra hat der Einzelhandel vom Verkehrskonzept profitiert.

«Klar gab es Ängste. Aber dann haben wir gesehen, wie sich das Zentrum, das heruntergekommen war, verbesserte. Heute nun wollen immer mehr hier investieren», sagt Miguel Lago, Präsident des Einzelhandels Pontevedra.

Pontevedra macht vor, wie Städte den öffentlichen Raum zurückerobern können – und die Bürger haben das Konzept angenommen.

Einwohner:
«Es ist einfach ideal, zum Leben und zum Arbeiten.»
«Man kann ruhig laufen, ohne Angst überfahren zu werden, einfach wunderbar.»
«Es gibt weniger Luftverschmutzung, es macht mehr Spaß in der Stadt, weil man ohne Autos flanieren kann.»

Ein großer Erfolg für den Bürgermeister

Pontevedra ist sehr viel attraktiver geworden – früher hat die Stadt Einwohner verloren, nun ziehen wieder mehr Menschen hierhin. Für Bürgermeister Lores, schon zwanzig Jahre im Amt, ist das ein großer Erfolg. «Die Einwohner sind stolz auf Pontevedra, sie glauben an eine Zukunft für diese Stadt. Das ist wohl das Beste, was einem Bürgermeister passieren kann», Miguel Fernández Lores, Bürgermeister Pontevedra.

Und zum Schluss noch eine Überraschung – Bürgermeister Lores fährt gerne Auto – er braucht es jeden Tag, weil er draußen auf dem Land wohnt. Nein, er sei kein Autohasser, sagt er uns, Autos seien für die Landstraße oder die Autobahn geeignet, aber eben nicht für die Stadt. Und diese Philosophie hat Pontevedra zu einem Paradies für Fußgänger gemacht.

Bericht: Stefan Schaaf / ARD Studio Madrid / Orginal-Artikel: hier

Medienmitteilung: Bilder sagen mehr als tausend Worte

Am 17. November 2019 wird in den Gemeinden Rorschach und Goldach
voraussichtlich über den geplanten zusätzlichen Autobahnanschluss
abgestimmt. Weil die Behörden bis heute über das Projekt nur sehr oberflächlich
und einseitig befürwortend berichtet haben, lanciert der Verein
«kein3.autobahnanschluss» eine Vorkampagne mit dem Ziel, die öffentliche
Diskussion zu initiieren.

Das Projekt Rorschach Plus wurde der Bevölkerung bis heute in einer nicht zu verantwortenden
Einseitigkeit vorgestellt. Die ergänzenden Informationen für die Volksabstimmung
werden erst für den Herbst 2019 in Aussicht gestellt. Die dafür nötige
Zeit für eine öffentliche Diskussion wäre damit eindeutig zu klein.

Realitätsnahe Visualisierungen

Der geplante Anschluss löst die Verkehrsprobleme nur ungenügend und schafft zusätzlichen
Verkehr. Zudem werden verschiedene Gebiete neu massiv belastet. Die
geplanten Eingriffe in unsere Landschaft, aber auch in den städtischen Raum wären
massiv. Der Verein «kein3.autobahnanschluss» hat bei einem professionellen Büro
Visualisierungen erstellen lassen, mit welchen die geplanten Strassen gemäss den
aktuellen öffentlich zur Verfügung stehenden Plänen 1:1 auf Originalfotos eingefügt
wurden. Die Bilder sprechen für sich.

Diskurs ermöglichen

Die Visualisierungen zeigen Bilder von massiven Eingriffen in Stadt und Land, vergleichbar
mit den Sünden der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Bevölkerung
soll im Wissen um alle Vor- und Nachteile über dieses Grossprojekt entscheiden können.
Die Vorkampagne des Vereins «kein3.autobahnanschluss» möchte die öffentliche
Diskussion initiieren und die Bevölkerung auch auf die kritischen Aspekte dieses
200 Millionen-Projektes hinweisen. Mitglieder des Vereins informieren an den vier
Samstagen im Juni an Standaktionen in Goldach und Rorschach über die Hintergründe
des geplanten Anschlusses. Infos dazu werden auf der Website kommuniziert.

Rorschach, Rorschacherberg und Goldach, 3. Juni 2019

Download der Visualisierungen

Die beiden Visualisierungen nach aktueller Planung finden sich in unserem Download-Bereich: https://kein3.autobahnanschluss.ch/downloads/

Einladung zur 3. Hauptversammlung des Vereins Kein 3. Autobahnanschluss

Das Jahr 2019 wird für die Verhinderung des unnötigen Autobahnanschluss in unserer Region das entscheidende Jahr. Jetzt oder nie – wir brauchen Ihre Mithilfe:

Gerne laden wir Sie zur dritten Hauptversammlung des Vereins Kein3.Autobahnanschluss.ch ein.

Die Versammlung findet am 02.05.2019 um 19:00 Uhr im Restaurant Hohrain, Goldach statt. Nach der Versammlung offeriert der Vorstand Ihnen gerne eine feine Bratwurst mit Brot.

Datum / Zeit

Datum: 02.05.2019
Beginn: 19:00 Uhr
Ort: Restaurant Hohrain (Hohrainweg 17, 9403 Goldach)
Einladung als PDF: hier
Protokoll 2. HV 2018: hier

Im Anschluss offeriert der Vorstand Ihnen gerne Bratwurst und Brot.

Traktanden

  1. Begrüssung
  2. Wahl der Stimmenzähler
  3. Protokoll der HV vom 31.05.2018 (Anhang)
  4. Jahresbericht des Präsidenten (mündlich)
  5. Rechnung / Budget
  6. Revisorenbericht
  7. Aktueller Stand des Projektes
    – Ablauf bis zur bevorstehenden Volksabstimmung
    – Vorstellung der Kampagne
    – Finanzen
    – Unterstützung durch die Vereinsmitglieder
  8. Weiteres Vorgehen

Wir hoffen auf möglichst viele Mitgliederinnen und Mitglieder.

Herzlichen Dank!

Der Vorstand

Medienmitteilung: Weiterhin sehr einseitige Information

Die Gemeindebehörden der Region Rorschach nehmen in einer Medienmitteilung Stellung zu den Vernehmlassungsantworten betreffend dem Autobahnanschluss Rorschach Plus. Sie interpretieren aus der hohen Zahl an befürwortenden Stellungsnahmen eine hohe Zustimmung zum Projekt. In Tat und Wahrheit ist es lediglich das Ergebnis einer äusserst einseitigen Informationspolitik.

2. Hauptversammlung des Vereins Kein 3. Autobahnanschluss

Gerne laden wir Sie zur zweiten Hauptversammlung des Vereins «Kein3.Autobahnanschluss.ch» ein.

Die Versammlung findet am 31.05.2018 um 19:00 Uhr im Restaurant Hohrain statt. Nach der Versammlung offeriert der Vorstand Ihnen gerne eine feine Bratwurst mit Brot.

Datum / Zeit

Datum: 31.05.2018
Beginn: 19:00 Uhr
Ort: Restaurant Hohrain (Hohrainweg 17, 9403 Goldach)
Einladung als PDF: hier

Im Anschluss offeriert der Vorstand Ihnen gerne Bratwurst und Brot.

Traktanden

  1. Begrüssung
  2. Wahl der Stimmenzähler
  3. Protokoll der HV vom 31.05.2017 (Anhang)
  4. Jahresbericht des Präsidenten (Mündlich)
  5. Rechnung / Budget
  6. Revisorenbericht
  7. Aktueller Stand des Projektes
    – Antwort auf unsere Vernehmlassung
    – Fragen und Antworten Astra
    – weitere Abklärungen des Vorstandes
  8. Weiteres Vorgehen

Wir hoffen auf möglichst viele Mitgliederinnen und Mitglieder.

Herzlichen Dank!

Der Vorstand

Medienmitteilung: Mühlegut mit SBB Unterführung – ein guter Entscheid

Der Verein kein 3. Autobahnanschluss Witen ist erfreut über das dreifache Ja in Goldach. Insbesondere das JA zum «Baukredit zur Verlängerung der Mühlegutstrasse mit SBB Unterführung» wird künftig eine barrierefreie Verbindung der beiden Ortsteile von Goldach ermöglichen und somit die unerwünschten Staus am Bahnübergang Goldach teils zurück bis zum Meggenhauskreisel vermindern. Das Projekt «Bushof beim Bahnhof» wird den öffentlichen Verkehr stärken und optimieren. Dies ist ebenfalls ein zukunftsgerichteter wichtiger Schritt zusammen mit der Neugestaltung der Hauptstrasse.

Zusammen mit dem Projekt Unterführung Bümlistorkel in Rorschach sind so zwei erfolgsversprechende Projekte lanciert, die den vorwiegend hausgemachten örtlichen Verkehr verflüssigen und Staus bei Bahnübergangen vermindern und verhindern. Der Verein kein 3. Autobahnanschluss verfolgt das Ziel, die Verkehrsprobleme/Staus der Region mit Bahnunterführungen sowie Begleitmassnahmen zu lösen, was einen neuen Autobahnanschluss mit grossen Landverschleiss im Bereich Witen und Sulzberg und mit überhöhten Kosten von gegen 200 Mio. CHF überflüssig macht.

Verkehrsclub fordert Plan B

A1-ANSCHLUSS Der Masterplan «Autobahnanschluss-Plus» führt laut Verkehrsclub St.Gallen-Appenzell zu mehr Verkehr in Wohngebieten und zu unnötigem Verschleiss von Kulturland.

Seit Ende August liegt ein Gesamtkonzept der Gemeinden Goldach, Rorschach und Rorschacherberg vor. Der sogenannte Masterplan «Autobahnanschluss-Plus» sieht einen A1-Zubringer im Goldacher Hanggebiet Witen vor. Die Behörden wollen den Anschluss und ihre Exponenten betonen einstimmig, dass es dabei um «wesentlich mehr geht, als um den A1-Anschluss». Sie loben den Masterplan als «absolut gut» und «sehr lohnende Sache». Die geschätzten Kosten für die Umsetzung des Plans liegen bei 190 Millionen Franken. Den Grossteil davon übernähmen der Bund und der Kanton. Die Gemeinden müssten 10 bis 15 Prozent der Gesamtsumme übernehmen. Und je nachdem für «Interessenbeiträge» oder Kosten für Begleitprojekte aufkommen. Für die lokalen Beiträge benötigen die Gemeinden das Ja der Bevölkerung. Werden diese von ihr abgelehnt, kann das Projekt begraben oder jedenfalls für Jahre verzögert werden.

Während der Vernehmlassung zum Masterplan haben regionale Parteien und Verbände Stellung zum «Autobahnanschluss-Plus» genommen. So auch der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) St.Gallen Appenzell. In der Medienmitteilung schreibt der Club, dass er es zwar begrüsse, dass im Masterplan über die Gemeindegrenzen hinaus die Situation und die künftige Entwicklung analysiert wurde und daraus Massnahmen zur Verbesserung geplant würden. Er finde es jedoch störend und raumplanerisch falsch, dass der Autobahnanschluss und die Zubringerstrasse die zentralen Element der Planung seien. Der VCS wirft der Planungsgruppe vor, dass man eine Vielzahl von planerischen Überlegungen nicht gemacht habe oder solche im Masterplan kaum erwähnt würden. Gemäss VCS würden die Nachteile beim Bau der Strasse deutlich überwiegen.

ÖV und Fuss- und Veloverkehr verbessern

Der vorliegende Masterplan könne den Club nicht davon überzeugen, dass ein Autobahnanschluss die Verkehrssituation in der Region verbessern würde, heisst es in der Mitteilung. Man befürchte, dass viele Strassen in den Quartieren vom zusätzlichen Verkehr durch den Anschluss belastet würden. Die Rede ist von gut 17000 Fahrzeugen mehr pro Tag bis 2040. Die Annahme, dass der motorisierte Verkehr im Zentrum Rorschachs dank des Autobahnanschlusses abnehmen werde, sei aufgrund des Masterplans nicht nachvollziehbar.

Zudem sei man überzeugt, dass neben der lokalen Verschlechterung der Lebensqualität durch den Mehrverkehr auch globale Auswirkungen des motorisierten Verkehrs auf das Klima und den Ressourcenverbrauch zu beachten seien. Deshalb empfehle man den Gemeinden, mehr auf die Verbesserungen des Angebots des öffentlichen Verkehrs und des Fuss- und Veloverkehrs zu setzen, statt Strassen auszubauen, die zusätzlichen Verkehr generieren würden. Überdies brächten der teure und steile A1-Anschluss und die Zubringerstrasse nicht nur mehr Verkehr, Lärm und Gefahren in die «Stadt am See» und deren Wohngebiete, sondern sie zerstörten auch Kulturland. Dies sei unnötig.

Forderung nach Plan B ohne A1-Anschluss

Aus den aufgeführten Gründen fordert der VCS die Planungsgruppe und die beteiligten Gemeinden dazu auf, einen Plan B zur Verbesserung der Verkehrssituation ohne Autobahnanschluss auszuarbeiten. Man sei der Meinung, dass die Wahlberechtigten der betroffenen Gemeinden zwischen zwei ausgearbeiteten Alternativen wählen können sollen. (vcs/arc)

Dieser Artikel ist im St.Galler Tagblatt vom 10. November 2017 erschienen. Der Artikel kann hier nachgelesen werden.

Vernehmlassungsantwort der SP Rorschach Stadt am See zum Autobahnanschluss Witen

Wie schon dem Titel entnommen werden kann, teilt die SP die Euphorie um dieses Projekt in keiner Weise. Im Gegenteil, wir sind entschiedene Gegner dieses Autobahnanschlusses. Und dies gleich vorneweg: Wir sind nicht einfach prinzipiell gegen neue Strassen. Das Problem der drohenden Zweiteilung unseres Siedlungsraums durch die SBB Bahnschranken anerkennen wir. Und so haben wir sowohl den Baukredit für die Rorschacher Bäumlistorkel-Unterführung als auch den Planungskredit für die Zentrumsentwicklung in Goldach gutgeheissen.

Wer Strassen baut, wird (Auto)-Verkehr ernten. Diese Binsenwahrheit gilt auch für diesen A1-Anschluss. Diese neue Hochleistungsstrasse ist eine grandiose Einladung für die Autofahrer. Sie werden dieses Angebot zu nutzen wissen. Ein überproportionaler MIV-Zuwachs wird die Folge sein. Genau jener Verkehrsträger also, der die grössten Verkehrsprobleme verursacht, der wird nun mit einem 200 Mio Projekt gefördert. Damit wir noch mehr Verkehrsprobleme generieren. Denn eines ist klar: Die Autos auf dem Autobahnzubringer verlassen irgendwann diese Strasse und dann ergiessen sie sich in die Quartiere. Neue Staus sind vorprogrammiert. Kommt dann der nächste Anschluss?

In den offiziellen Verlautbarungen ist oft von der nötigen „Entwicklung der Region“ die Rede. Sind wir denn unterentwickelt? Ist ein Gebiet erst entwickelt, wenn alles verbetoniert ist? Sind Lärm und Abgase wirklich die Ingredienzen für Lebensqualität? Dieser Autobahnzubringer wird nicht nur für Direktbetroffene schmerzlich spürbar werden. Lärm und Abgase werden grosse Teile unseres Siedlungsgebietes tangieren. Auch der Masterplan verfolgt diese Technokraten-Maxime, wonach
ein Gebiet erst als vollwertig entwickelt gilt, wenn es vollständig überbaut ist. Dabei sind es gerade die Freiflächen, die unserem Lebensraum zunehmend abgehen: Plätze, Parks, Naturflächen. Welche Art von „Entwicklung“ uns ein Autobahnanschluss bescheren wird, dazu gibt es doch genügend Anschauungsbeispiele: Die Ausfallachsen der nächsten Anschlüsse im Siedlungsgebiet St.Gallen (Neudorf, Rosenberg, Winkeln) haben eines gemeinsam: Sie sind alle an Hässlichkeit nicht zu überbieten. Diese Gebiete wurden alle zu Unorten degradiert. Wer will sich dort noch freiwillig aufhalten? Erhofft man sich tatsächlich Prosperität von Lidl, Aldi und Konsorten? Sind Firmen wie ein Sanitärgrosshandel der Schlüssel zum Wohlergehen unserer Region? Natürlich wollen auch wir von der SP Arbeitsplätze in unserer Region. Die Region Stadt am See muss auch Werkplatz sein. Aber nach unserer Ansicht erfordert dies keineswegs einen neuen A1-Anschluss.

Für ein Industriegebiet mag ein Autobahnanschluss von Nutzen sein. Die Frage ist nur, ob die Industriezone an dieser zentralen Lage von Bestand ist, ganz abgesehen von den aktuellen Arbeitsplatzabbauplänen der Nestlé, resp. deren Joint-Venture „Froneri“. Aus raumplanerischer Sicht ist diese Industriezone nämlich offensichtlich falsch. Sie gehört eigentlich an die Peripherie, z.B. ins Goldacher Schuppisareal. Für die Region ist dieses Gebiet im Herzen der 3 Gemeinden von grosser Bedeutung. Neben Wohn-/Gewerbenutzungen eignet sich dieses zentrale und gut erschlossene Gebiet insbesondere auch für öffentliche Bauten und Freiräume. Wo wird wohl dereinst das neue Rathaus für die „Stadt am See“ gebaut werden? Und wo wird der erste Stadtpark angelegt werden? Genau in diesem Gebiet. Und ausgerechnet in dieses wertvolle Zukunftsgebiet soll eine 20’000 DTV-Schneise geschlagen werden? Diese Strasse ist eine siedlungstechnische Sünde allerersten Ranges. Man spricht von Entwicklung, in Tat und Wahrheit wird ein Gebiet abgewertet. Wer will schon an einer Hochleistungsstrasse wohnen? Gibt es jemanden unter den Projektverantwortlichen, der seinen Wohnsitz an die St. Galler Strasse – einer Strasse mit vergleichbarem DTV – verlegen will?

Abgewertet wird insbesondere aber auch die Landschaft oberhalb der Sulzstrasse. Zuerst wird ein schönes Stück Wald gerodet. Ausgerechnet im Witenwald, einer wichtigen Naherholungszone. Diese Landschafts-Verschandelung findet ihre Fortsetzung im Tunnelportal inmitten einer intakten Grünfläche und an einem sensiblen Ort. Der Hohrain, einer der schönsten Aussichtspunkte unserer Region wird durch diese Strasse kaputtgemacht. Wir rühmen uns dauernd unserer privilegierten Lage am Ufer von einem der grössten Binnenseen Europas. Und jetzt soll ausgerechnet dort ein Hauptverkehrstrassee für den MIV gebaut werden. Wir entwerten unsere Landschaft unwiederbringlich mit diesem Projekt. Andere schauen neidisch auf diese spektakuläre Landschaft – und wir bauen eine Hochleistungsstrasse – mit Seesicht. Herr Strauss vom AREG hat am behördlichen Werbeabend zu Recht erwähnt, dass eine Wohnüberbauung aus raumplanerischer Sicht an diesem Hang nicht in Frage kommt. Wohnhäuser dürfen nicht gebaut werden, aber eine Hochleistungsstrasse schon? Das ist schon einigermassen absurd.

Im Werbeprospekt und auch am Werbeabend wird immer mit dem Schlagwort des „Gesamtverkehrsprojekts“ operiert. Man hat dem Projekt Autobahnzubringer noch ein universelles Mäntelchen verpasst, um die Akzeptanz zu erhöhen. Im Werbeprospekt findet sich denn auch keine einzige Visualisierung der Strasse – immerhin der Kern des Projekts. Nein, es werden idyllisierende Bilder vom Bahnhofplatz Goldach, vom Stadtwald und von der Rorschacher Innenstadt gezeigt. Mit Omis samt Kinderwagen, mit einer strahlenden Velofahrerin und mit einem sich herzenden Paar. Eines aber sieht man nicht: Autos. Und das ist gelinde gesagt doch eigenartig. Man baut eine Strasse mit 24’800 Autos pro Tag, in der Werbebroschüre sieht man aber eines nicht: Autos. Die Bilder haben nichts, aber auch gar nichts mit dem A1-Anschluss zu tun. Stattdessen wird eine subtile Werbebotschaft platziert, wonach diese herzige Idylle eben nur mit dem Autobahnanschluss gewährleistet werden kann. Das ist behördliche Propaganda. Wieso wurde nicht die Visualisierung des Vollanschlusses oder des Sulzstrasse-Knotens gezeigt? Bei einem Schulhausprojekt
werden auch die Ansichten des Hauses visualisiert – und nicht der Kirchplatz ein paar Hundert Meter weiter entfernt. Der Grund ist natürlich klar: Eine korrekte Darstellung dieser Strassenmonströsitäten wäre für die Lancierung des Projektes kontraproduktiv. Also lässt man diese essentiellen Aussagen einfach weg und zeigt irgendwelche Bilder von irgendwelchen Omis. Das finden wir nicht in Ordnung.

Wir sind der Ansicht, dass bereits mit den beiden genannten Projekten unsere eigentliche Verkehrsfriktion, nämlich die Nord-Südverbindung über das SBB-Trassee langfristig gelöst werden kann. Umso weniger begreifen wir, dass mit dem Projekt eines neuen A1-Anschlusses nicht zugewartet wird, bis die Erkenntnisse aus dem laufenden Betrieb der beiden innerörtlichen Grossprojekte vorliegen. Der Autobahnanschluss hat nämlich keinen kausalen Zusammenhang, weder mit dem Projekt Bäumlistorkel noch mit der Zentrumsentwicklung Goldach. Dies hat Dominik Gemperli in seiner Ansprache am Werbeabend klar und deutlich gesagt. Für diese Fairness möchten wir uns an dieser Stelle auch bedanken.

Wir sind in grosser Sorge, dass mit dieser Hochleistungsstrasse die Lebensqualität in unserer Region leiden wird. Und wir glauben auch, dass der Stadtrat einer fusionierten „Stadt am See“ dieses Projekt nicht forciert hätte: In den Sechziger-/Siebzigerjahren wurden viele solcher urbanen Autobahnanschlüsse geplant, der kleinere Teil davon auch gebaut. Und diese Städte leiden noch immer daran. In diesen Jahren wurden z.B. im St.Galler – Klosterbezirk diverse solcher Strassenprojekte
verfolgt. Keines wurde realisiert. Zum Glück. Heute ist in der südlichen Altstadt eine Begegnungszone installiert, mit unabsehbaren Qualitäten für alle. Offensichtlich hat die Stadt St. Gallen einen wichtigen Teil ihrer Stadt mustergültig aufgewertet. Und dafür waren keine neuen Strassen nötig, im Gegenteil. Das ist Siedlungsentwicklung im besten Sinne des Wortes.

Peter Buschor, Präsident SP Rorschach Stadt am See

Der Artikel wurde auf der Webseite der SP Rorschach Stadt am See veröffentlicht. Er kann hier nachgelesen werden.

Medienmitteilung: Die Gegner fordern Alternativen

Der Verein „kein3.autobahnanschluss.ch“ macht von der Möglichkeit Gebrauch, in einer Vernehmlassungsantwort seine Ansichten umfassend darzulegen. Er erwartet, dass auch Alternativen ohne zusätzlichen Anschluss intensiv geprüft werden. Die Antwort nimmt aber auch Stellung zu den im Projektpapier beschriebenen Details des Anschlusses.Der geplante Anschluss ist überdimensioniert und zerstört massiv Land, Naherholungs- und Siedlungsgebiete und verursacht unverantwortlich hohe Kosten. Alternativen ohne einen zusätzlichen Autobahnanschluss wurden nie ernsthaft geprüft, das haben die Projektverantwortlichen bestätigt. Deshalb fordert der Verein „kein3.Autobahnanschluss.ch“, dass eine Variante mit Bahnunterführungen sowie ergänzenden Massnahmen im bestehenden Verkehrsnetz geprüft
wird.

Bemängelt werden auch die massiven Einschnitte –beim Anschlusswerk im Witenwald, wie auch die Tunneleinfahrt im Sulzberghang. Sie verursachen einen unverhältnismässigen Eingriff in die Landschaft und das Naherholungsgebiet und belasten weitere Gebiete in der Agglomeration massiv mit zusätzlichen Verkehrsemissionen. Dies ohne dass an einem andern Ort bedeutende belastete Gebiete zurückgewonnen werden können.

Der Verein nimmt auch Bezug zur Infoveranstaltung im Würth-Saal. Dieser war eine bewusst inszenierte Marketingkampagne für den Anschluss. Wohlfühlbilder welche mit dem Anschluss wenig bis gar nichts zu tun hatten prägten die Präsentation. Eine solch unkritische Darstellung könnte man von einem privaten Investor verstehen, nicht aber von Bund, Kanton und Gemeinden.

Die starke Zunahme der Lärm-Emissionen in der Umgebung des Tunnels sowie im Umfeld der neuen Strasse werden im Projekt kaum thematisiert. Illusorisch ist auch die Darstellung des Entwicklungspotentials entlang der neuen Strasse. Welcher Investor will denn schon direkt über oder neben einer neuen, stark verkehrsbelasteten Tunneleinfahrt investieren wenn in andern Gebieten in der Region noch wesentlich bessere Flächen zur Verfügung stehen. Und dies bei einem überdurchschnittlichen Leerwohnungsbestand und freien Gewerbeflächen. Die Gefahr, dass statt einer Verdichtung eine unerwünschte Entleerung des bestehenden Siedlungsraums
erfolgt ist gross.

Aus Sicht des Vereins „kein3.autobahnanschluss.ch“ ist der geplante Anschluss ein Fortsetzung der bisherigen Verkehrspolitik welche bei Mehrverkehr einfach neue Strassen baut statt das Problem bei der Ursache anzupacken. Er erwartet von den verantwortlichen Stellen die ernsthafte Prüfung von Alternativen sowie Korrekturen an den ergänzenden Massnahmen.

Komplette Vernehmlassungantwort

Die komplette Vernehmlassungsantwort des Vereins «kein3.autobahnanschluss.ch» kann unter folgenden Link heruntergeladen werden: hier

Podiumsdiskussion vom 27.09.2017 im HPV Rorschach

Am 27. September 2017 hat die Podiumsdiskussion der IG Stadt am See über das Projekt Autobahnanschluss plus im HPV Rorschach statt gefunden. Erfreulicherweise waren rund 50 Personen anwesend. Nach einer kurzen Projektvorstellung durch Marcel John (mit keinen neuen Informationen) startet eine rund stündige Diskussionsrunde. Neben unserem Vorstandsmitglied Felix Gemperle diskutiert Raphael Frei, als Befürworter des Autobahnanschluss Witen. Durch die Diskussion leitete Stefan Schneider. Am Anfang und am Schluss der Diskussionsrunde konnten die Besucherinnen und Besucher der Podiumsdiskussion fragen stellen.

Gerne möchten wir uns bei Felix Gemperle für den gelungen Auftritt bedanken. Er hat unsere Argumente treffsicher auf den Punkt gebracht und einen sachlichen Eindruck hinterlassen.

Gerne teilen wir einige Impressionen des Anlasses:

 

 

Herzlichen Dank an die IG Stadt am See für die Organisation.

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