Kategorie: Presse

Interview Bodensee Nachrichten: Autobahnanschluss trifft auf Widerstand

Gegen den Autobahnanschluss regt sich Widerstand. Der Verein «Kein 3. Autobahnanschluss» kritisiert insbesondere die fehlenden Alternativen zum Grossprojekt. Im Interview mit den «Bodensee Nachrichten» erklären Präsident Lukas Reichle, zusammen mit Felix Gemperle weshalb.

Sie sind gegen den Autobahn-Anschluss. Weshalb?

Lukas Reichle, Felix Gemperle: Er ist unnötig, überdimensioniert, zerstört massiv Land, Naherholungs- und Siedlungsgebiete und verursacht unverantwortlich hohe Kosten. Alternativen ohne einen zusätzlichen Autobahnanschluss wurden nie ernsthaft geprüft, das haben die Projektverantwortlichen bestätigt.

Sie betonen, dass im Masterplan viele schönfärberische Perspektiven gezeigt werden. Können Sie dazu ein paar kurze Beispiele nennen?

Die Eingriffe in die Natur werden bagatellisiert und verniedlicht. Die massiven Einschnitte beim riesigen Anschlusswerk im Witenwald, wie auch die Tunneleinfahrt im Sulzberghang werden in der Visualisierung in Kleinstperspektive dargestellt. Zudem ist im Flyer kein fahrendes Auto zu sehen ein Wohlfühlprospekt, der das künftige Verkehrsaufkommen bis in die Mitte der Stadt Rorschach in keiner Weise darstellt. Schön gestaltete Freiräume, häufig ohne direkten Zusammenhang mit dem Projekt dominieren. Eine objektive Darstellung der Vor- und Nachteile fehlt.

Für Sie und Ihren Verein geht die Planung also nicht auf. Was wäre die Lösung des Vereins kein3.autobahnanschluss.ch?

Ein von uns in Auftrag gegebenes Positionspapier bei einem ausgewiesenen Verkehrsexperten hat aufgezeigt, dass es bei dieser Verkehrsmenge keinen zusätzlichen Anschluss braucht. Mit Bahnunterführungen sowie ergänzenden Massnahmen im bestehenden Strassennetz kann die Verkehrsproblematik massiv reduziert werden, ohne zusätzliche Gebiete zu belasten.

Ebenfalls bemängeln Sie, dass der Eingriff in die Landschaft beim neuen Anschluss kaum thematisiert wurde. Wieso ist dieser Eingriff Ihrer Meinung nach nicht akzeptabel?

Die massiven Einschnitte beim Anschlusswerk im Witenwald, wie auch die Tunnelein- und ausfahrt im Sulzberghang verursachen einen unverhältnismässigen massiven Eingriff in die Landschaft und das Naherholungsgebiet. Dies, ohne dass an einem andern Ort bedeutende belastete Gebiete zurückgewonnen werden können.

Ihnen fehlt eine kritische Auseinandersetzung mit den negativen Aspekten. Wird dies Ihrer Meinung nach bewusst unterschlagen? Welches sind die Punkte, die zu wenig klar sind?

Die erste Infoveranstaltung im Würth-Saal war eine bewusst inszenierte Marketingkampagne für den Anschluss. Wohlfühlbilder welche mit dem Anschluss wenig bis gar nichts zu tun hatten prägten die Präsentation. Eine solch unkritische Darstellung könnte man von einem privaten Investor verstehen, nicht aber von Bund, Kanton und Gemeinden. Die starke Zunahme der Lärmemissionen in der Umgebung des Tunnels sowie im Umfeld der neuen Strasse wurde kaum thematisiert. Illusorisch war auch die Darstellung des Entwicklungspotentials entlang der neuen Strasse. Welcher Investor will denn schon direkt über oder neben einer neuen, stark verkehrsbelasteten Tunneleinfahrt investieren, wenn in andern Gebieten in der Region noch wesentlich bessere Flächen zur Verfügung stehen. Und dies bei einem überdurchschnittlichen Leerwohnungsbestand und freien Gewerbeflächen. Die Gefahr, dass statt einer Verdichtung eine unerwünschte Entleerung des bestehenden Siedlungsraums erfolgt, ist gross.

Bei einem Punkt kritisieren Sie, dass auf einem Modellbild des Masterplans zu wenige Autos abgebildet sind. Sie schreiben in der Vernehmlassung «Auf all den Bildern wird der Eindruck vermittelt, dass sich der Verkehr mirakulös in Luft aufgelöst hat». Sind Sie nicht der Meinung, dass dieser und einige andere, gesuchte Kritikpunkte sind?

Nein, überhaupt nicht. Wir stehen zu dieser Aussage. Wenn der Flyer eine echte Informationsgrundlage mit objektiven Vor- und Nachteilen des Projektes aufgezeigt hätte, hätte dieser den Zweck einer argumentativen Entscheidungsgrundlage erfüllt. Es hat ja überhaupt keine kritischen Punkte drin weder inhaltlich noch visuell eben eine Wohlfühlbroschüre!

«Die Behauptung, dass durch den Anschluss Witen nicht wesentlich Neuverkehr generiert wird, ist aus verkehrswissenschaftlicher Sicht so nicht haltbar. Der Verkehr verhält sich wie Wasser. Wenn er Platz hat, fliesst er durch und bei mehr Platz gibt es mehr Verkehr.» Eine widersprüchliche Aussage?

Nein. Es gibt eine alte Weisheit, die Verkehrsexperten bestätigen. Mehr Strassen führen zwangsläufig zu mehr Verkehr. Wir bauen ja fast keine anderen Strassen zurück. Deshalb führt ein grösserer Strassenraum zu noch mehr Verkehr. Diese Strassenschleuse von der Autobahn bis zur Löwenstrasse bringt eindeutig Mehrverkehr, speziell im Zentrum der Agglomeration ohne massive Entlastungen andernorts.

In Ihrer Vernehmlassung wird ein wesentlicher Punkt ausser Acht gelassen, nämlich die Reduktion des Verkehrs der Rorschacher zum Anschluss Meggenhaus. Dabei wäre die Entlastung von Goldach einer der Hauptgründe des möglichen Autobahnanschlusses. Setzen Sie sich nur für Rorschach ein?

Die St.Gallerstrasse in Goldach würde nur zu etwa einem Drittel entlastet, der grösste Teil des Verkehrs (Ziel- Quell- und Binnenverkehr) bleibt. Einzelne Streckenabschnitte in Goldach hätten nach den Ausführungen im Projektplan weiterhin über 14 000 Fahrzeuge pro Tag, damit gewinnen wir keine Wohngebiete zurück. Goldach wäre aber auch sonst der grosse Verlierer, weil der grösste Teil der neuen Strassen und somit auch der zusätzlichen Emissionen auf Goldacher Gebiet entsteht. Wir kämpfen also auch für Goldach.

Anders gefragt: Welche Auswirkungen hätte der aktuelle Masterplan für die Gemeinden Rorschach, Rorschacherberg und Goldach?

Der Preis wäre für alle drei Gemeinden hoch, zu hoch. Rorschach hätte wegen dem direkten Anschluss mit Mehrverkehr zu rechnen. Auch mit mehr Suchverkehr für Parkplätze in den Quartieren. Rorschacherberg hätte zwar einen bequemeren Anschluss zur Autobahn. Die Hanglagen hätten wegen dem ausgewiesenen Zusatzverkehr aber spürbar mehr Lärmemissionen. Und Goldach gibt den letzten grünen Hang her, ohne dass die St.Gallerstrasse zu einem Wohngebiet zurückgewonnen werden kann.

Was denken Sie, wie realistisch ist eine Einigkeit aller Interessengruppen?

Der Entscheid, die Verkehrsprobleme mit einem Autobahnanschluss zu lösen, wurde sehr früh und ohne öffentliche Meinungsbildung von den Gemeindebehörden alleine gefällt. Alternative Lösungen und Wege hat man nicht in Betracht gezogen und bewertet. Nun werden kritische Stimmen als ideologische Verhinderer dargestellt und abgetan. Deshalb gibt es jetzt nur noch die beiden Möglichkeiten Ja oder Nein zum Projekt. Dies haben die Gemeindebehörden zu verantworten. Erst nach einer Ablehnung an der Urne kann der ganze Variantenfächer diskutiert werden und hoffentlich auch zu neuen Erkenntnissen führen.

Das Interview hat Marino Walser geführt und erschien in den Bodensee Nachrichten vom 26.10.2017. Es kann unter http://www.bodensee-nachrichten.ch/aktuelles/detail/article/autobahnanschluss-trifft-auf-widerstand-00126382/ nachgelesen werden.

Leserbrief: Wirklich die richtige Lösung?

In seinem Leserbrief mit dem rechthaberischen Titel von der «richtigen Lösung» verlangt Herr Frei im Namen der IG mobil die uneingeschränkte Unterstützung aller Mitbürger für das Vorhaben eines dritten Autobahnanschlusses in der Region Rorschach. Wenn man seinen Ausführungen glauben möchte, steht die Region kurz vor dem Untergang: totaler Verkehrsinfarkt, unsichere Schulwege, unnötige Lärm- und Abgasbelastung, eingeschränkte Lebensqualität für alle, das Ende von Gewerbe und Tourismus, Pendler am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Vor gut 40 Jahren wurde die Autobahn von St.Gallen nach St.Margrethen mit den Anschlüssen Meggenhus und Buriet gebaut. Schon damals versprach man dem Volk, das Verkehrsproblem zu lösen: Die Dörfer und die Stadt sollten nachhaltig vom Verkehr entlastet und wieder lebenswert gemacht werden. 40 Jahre später stehen wir am selben Punkt. Mit einer zusätzlichen Strasse soll das Verkehrspro­blem der Region schon wieder nachhaltig gelöst werden. Dabei ist längst bekannt, dass jede neue Strasse insgesamt mehr Verkehr generiert. Mit dem Autobahnanschluss und der neuen Kantonsstrasse quer durch Rorschachs Westen wird er nur breiter verteilt. Mit der Folge, dass noch mehr Menschen unter Lärm und Abgasen leiden müssen und noch mehr Schulwege belastet werden. Perfide werden die Pendler zu den Opfern gemacht, dabei sind sie eine Ursache des Problems. Herr Frei setzt Lebensqualität mit der uneingeschränkten freien Fahrt für den motorisierten Verkehr gleich. Diese Freiheit hat einen hohen Preis, den viele Menschen mit der Verschlechterung ihrer Wohnqualität bezahlen müssen. Gemäss den Berechnungen des Kantons wird die neue Achse im Westen von Rorschach mit dem neuen Anschluss täglich von 15000 (!) Fahrzeugen durchfahren. Möchten Sie in der Nähe einer solchen Strasse wohnen? Für mich bedeutet Lebensqualität, dass ich mich in der Region wohl fühle: Ich kann hier arbeiten, einkaufen, in der Natur spazieren, joggen, am Vereinsleben teilnehmen, Wassersport betreiben, in den Ausgang gehen, ohne dass ich überall von Lärm und Abgasen belästigt werde und ohne dass ich mich ins Auto setzen muss, um dorthin zu gelangen. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten unsere Region so erfolgreich zugebaut (man könnte auch «entwickelt» sagen), dass wir bald Fluchtwege brauchen, um wegzukommen. Wozu soll ich noch regional einkaufen, wenn ich in sieben Minuten im Gallusmarkt bin? Statt die uneingeschränkte Mobilität zu ermöglichen, schaffen oder erhalten wir besser in der Region diejenigen Orte, die lebens- und besuchenswert sind. Dann haben wir die richtige Lösung für mehr Lebensqualität.

Erschienen im St.Galler Tagblatt vom 07. Dezember 2016

Norbert Wenger, 9400 Rorschach

«Die Verkehrsmenge ist nicht das Problem»

Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) gab vor knapp zwei Wochen bekannt, dass ein Autobahntunnel mit neun Prozent Gefälle akzeptiert wird. Nun formiert sich der Widerstand gegen einen zusätzlichen Autobahnanschluss neu.

Region Rorschach Ein langes und immer wiederkehrendes Thema ist die Verkehrslage in der Region Goldach, Rorschach und Rorschacherberg. Der Durchfahrtsverkehr fliesst praktisch ununterbrochen und bildet während circa drei bis vier Stunden am Tag einen enormen Rückstau. Grund dazu ist die grosse Zahl an Bahnübergängen. Denn gerade während der Hauptverkehrszeiten staut sich der Verkehr meist bis hoch Richtung Meggenhus. Zwar wurden diesbezüglich bereits einige Schritte in die Richtung Verkehrsentlastung gemacht, jedoch bleibt die Lage angespannt. So gaben die Bürger von Rorschach im Februar grünes Licht für den Bau einer Unterführung nahe beim Stadtbahnhof und die Goldacher haben dem Projekt Dorfkernumfahrung ebenfalls zugestimmt.

Bahnübergang Goldach mehr als 30 Minuten gesperrt

Trotz dieser Dorfkernumfahrung bleibt die Entlastung bezüglich Stauzeiten im Dorfkern fraglich. Denn bereits ab 2018 wird der Bahnübergang am Goldach Bahnhof mehr als 30 Minuten pro Stunde gesperrt sein und trägt dementsprechend zum Problem bei.

Weitere Lösung Autobahnausfahrt

Die drei Gemeinden sehen die Lösung anhand einer weiteren Autobahnausfahrt, welche die Hauptverkehrsachse in Rorschach mit der A1 verbinden soll. Diese Verbindung soll nach Plänen des Tiefbauamtes teilweise unterirdisch verlaufen. Das Problem: Der Strassenverlauf im steilen Gelände hatte ein Gefälle von neun Prozent – also vier Prozent mehr als die Richtlinien des Bundesamt für Strassen (ASTRA) vorsieht. Seit etwas mehr als einer Woche ist nun aber bekannt: Die ASTRA akzeptiert ein Längsgefälle von neun Prozent im geplanten Tunnel «Hohrain». Laut Tageszeitung will die IG mobil, welche sich über diesen Entscheid freut, das Projekt weiter vorantreiben und diese einmalige Chance nutzen, «um die Verkehrsinfrastruktur auf Jahrzehnte hinaus sinnvoll zu nutzen.»

Verein gegen den Autobahnanschluss gegründet

Nicht erfreut darüber ist der Verein «Kein 3. Autobahnanschluss», welcher sich am Dienstag, 22. November, im Restaurant Hohrain gegründet hat. Dieser ist der Meinung, «dass es bessere Lösungen gibt, als den letzten grünen Hügel zu verbauen», wie Präsident Lukas Reichle sagt. Es sei nicht nur ein ökologischer Unsinn, sondern auch aus siedlungspolitischer und wirtschaftlich/finanzieller Sicht nicht zu verantworten, wie es in der Medienmitteilung des Vereins heisst. Aus Sicht des Vereins sei nicht der zunehmende Verkehr am Rückstau schuld, sondern die längeren Wartezeiten an den Bahnübergängen.

Fast gleiche Verkehrsmenge wie im Jahr 2005

Reichle betont, dass der Verein «Kein 3. Autobahnanschluss» die Stauprobleme keinesfalls abstreite, aber er kein Projekt kenne, das bei solcher Verkehrsmenge die Lösung mit zusätzlichen Strassen anstrebe – sowieso nicht mitten in eine besiedelte Kernzone. «Neue Strassen erzeugen automatisch mehr Verkehr. Und der Strassenverkehr ist nicht die Ursache des Problems. Zahlen bestätigen, dass es seit 2005 kaum Wachstum gegeben hat. Also muss dieses Problem anders bewältigt werden», so Reichle, der damit die langen Standzeiten an Bahnübergängen anspricht und dies gleichzeitig als Hauptproblem bezeichnet.

Forderung von alternativen Lösungen

Somit fordert der neugegründete Verein die Prüfung einer Alternative ohne Autobahnanschluss. «Zwei oder drei Unterführungen würden den Verkehr wieder fliessen lassen», sagt der Rorschacher. Eine Analyse von Verkehrsexperten soll der Bevölkerung ein Lösungskonzept ohne Autobahnanschluss vorlegen, das schneller und ohne Zerstörung des Hohrain- und Witengebietes realisiert werden kann. Was die Finanzierung einer solchen Lösung betrifft, meint Reichle: «Ich denke, dass der Kanton, sofern die drei Gemeinden auch geschlossen auftreten, eine Mitfinanzierung leisten wird.»

Erschienen in den Bodensee Nachrichten vom 02.12.2016

Geschrieben von Marino Walser

Orignal-Artikel: hier

Auswahl einiger Leserbriefe zwischen dem 21. und 07. Dezember 2016

A1-Zubringer – keine Lösung in Sicht

Als Urheber des Projekts Zubringer Witen erlaube ich mir einige Hinweise. Die Behörden von Goldach und Rorschach erhielten 1993 mein komplettes Projektdossier.

Was sind die Kernpunkte der Lösung: Westlich der Frisco wird ein Kreisel plaziert. Er nimmt den Verkehr ab der Industrie-/Blumenfeldstrasse und ab der Sulzstrasse auf und ermöglicht einen Anschluss an die Florastrasse (Durchstich SBB-Linie). Ab diesem Kreisel führt ein Tunnel unterhalb der Sulzstrasse mit drei Spuren (Steigung 7,8%) zur A1 im Witen. Dort sorgen tief gelegene Bauwerke für den Anschluss an die Autobahn. Zentral ist: Siedlungen (auch künftige) im Gebiet Sulz/Sulzberg und oberhalb des Hohrains werden bestmöglich geschont. Die Anlagen sollen zu 90% unter Boden liegen. Nahe dem Kreisel Frisco/der SBB-Linie können später auch eine P+R-Anlage und ein Busbahnhof entstehen, am richtigen Ort. Das im Hinblick auf einen «Regionsbahnhof Goldach» . Denn mit unseren vier Bahnhöfen werden wir sonst ein «Fensterwisch» im Bahnschnellverkehr bleiben. Mein Projekt liess ich am 20.1.1997 im Tagblatt veröffentlichen, 11 Jahre folgte die Enttäuschung. 2008 wurde uns folgende «Lösung» präsentiert: Eine «dreispurige Lärmpiste» sollte über den Hohrain die Verbindung zur A1 schaffen. Als Erklärung wurde uns mitgeteilt, dass ein Tunnel zu steil werde. Obschon auf der A13 am San Bernardino einige Tunnels ebenso steil sind. Mit Einschreiben vom 28. 11.2008 erhielten die Behörden und der Planer von mir den Hinweis, dass die Lärmpiste keine Lösung ist – insbesondere vernichtet sie unwiederbringliche Werte.

So griff man wieder auf weitere Teile meines Ur-Projekts zurück. Heute, weitere 8 Jahre später, liegt dennoch keine Lösung vor: Nur ein kurzer Tunnel soll realisiert werden. Es befremdet sehr, dass in einem äusserst heiklen Siedlungsgebiet – willentlich und immer noch – vermeidbare Lärmexponate erstellt würden. Weiter ist konzeptionell nirgends erkennbar, wie am letzten (!) freien Schlüsselort die ÖV-Hauptschlagadern zu einer zukunftstauglichen Lösung verwoben würden.

Nun die Frage: Sollen wir ein solch unausgegorenes Projekt wirklich den künftigen Generationen zumuten?

Geschrieben von Daniel Gmür, Rorschacherberg

Erschienen im St.Galler Tagblatt vom 21. November 2016

Schön, dass die Leute zu Fuss unterwegs sind

«Freie Fahrt für freie Bürger», dieser Slogan aus den 80er-Jahren scheint für Herrn Schmidlin immer noch das Mass aller Dinge zu sein. In seinem Leserbrief verunglimpft er die Mitglieder des Vereins «kein 3. Autobahnanschluss» als Mitläufer. Statt auf Argumente einzugehen, spricht er allen pauschal die Fähigkeit zu denken ab. Ausserdem stört er sich daran, dass Fussgänger in Goldach über den Fussgängerstreifen «tschumpeln». Schön, dass die Leute den Fussgängerstreifen benutzen, und schön, dass die Leute zu Fuss unterwegs sind, finde ich. Dann hat es auch mehr Platz für Herrn Schmidlin und sein Auto. Im Weiteren kriegen in seinem Rundumschlag auch die «halbleeren Busse» ihr Fett ab. Ich finde, schön sind die Busse halbvoll! Und würde Herr Schmidlin mal den Bus nehmen anstelle des Autos, müsste er sich nicht über den Bus ärgern und der Bus wäre nicht mehr «halbleer». Andere Meinungen gehören eben zu einer Demokratie (zum Glück), das muss Herr Schmidlin noch lernen.

Geschrieben von Markus Schelling, Rorschach

Erschienen im St.Galler Tagblatt vom 28. November 2016

Abschätzige Bezeichnungen

Herr Schmidlins Leserbrief hat mich doch sehr erstaunt. Da gründeten zahlreiche Frauen und Männer aus Rorschach, Rorschacherberg und Goldach am 22. November einen überparteilichen Verein, um sich demokratisch gegen einen dritten Autobahnanschluss in unserer Region zu wehren. Herr Schmidlin nennt das in seinem Leserbrief «Linke Provokation». Da werden von der gut besuchten Versammlung besonnene Persönlichkeiten wie Lukas Reichle und Felix Gemperle einstimmig als Präsident und Vizepräsident gewählt. Herr Schmidlin bezeichnet sie abschätzig als «Anführer». Übrigens: Ich bin der Meinung, dass die beiden Anschlüsse Meggenhus und Buriet vollauf genügen, da ein dritter teuer wird und noch mehr Verkehr generieren dürfte.

Geschrieben von Gieri Battaglia, Rorschach

Erschienen im St.Galler Tagblatt vom 28. November 2016

«Kaiser Franz Würth» kämpfte schon gegen die Autobahn

Am Mittwoch wurde «Kaiser Franz Würth», ehemaliger CVP-Gemeindepräsident von Mörschwil, im Tagblatt zu seinem 90. Geburtstag gewürdigt. Als herausragendes Ereignis und mit Stolz hat er seinen Kampf gegen die Linienführung der Autobahn A1 vor Jahrzehnten erwähnt. Und dies war der Kampf eines bürgerlichen CVP-Politikers.

Ich zitiere Franz Würth: «Ausserdem habe es immer wieder neue wichtige Projekte zu erledigen gegeben. Eines hat ihn gleich zu Beginn beschäftigt. Die Linienführung der Autobahn A1 zwischen St. Gallen und Rorschach war bereits abgemacht mit dem Kanton – mitten durch Mörschwil. Wenn man sich das vorstellt, das Dorf wäre heute kaputt. Das wäre eine Katastrophe gewesen.»

Franz Würth verfasste darum eine mehrseitige Eingabe. Mit Erfolg. Dank «besserer Argumente» wurde die Autobahn ausserhalb des Dorfes gebaut. «Man muss die Leute ein bisschen führen und Visionen haben, wie die Zukunft aussehen soll», sagt er. Und heute scheinen die Gemeindebehörden von Rorschach, Rorschacherberg und Goldach in dieser Hinsicht nichts gelernt zu haben. Die Aussage von Franz Würth passt 1:1 zum aktuellen Projekt Autobahnanschluss Witen.

Da soll ein 3. Autobahnanschluss mitten in besiedeltes Gebiet der Region Rorschach geführt werden, die schönste Landschaft im Witen und Hohrain wie auch unterhalb der Sulzstrasse durch überdimensionierte Überbauungen zerstört, Mehrverkehr ins Zentrum geführt und riesige Kosten verursacht werden. Mit den gleichen Überlegungen des Franz Würth von damals gilt es jetzt, diese Strasse zu verhindern.

Das Stauproblem ist gravierend und muss nachhaltig gelöst werden. Das ist unbestritten. Weil die Bahnschranken an unseren sieben Bahnübergängen der Region das ursächliche Problem sind und künftig noch länger geschlossen sein werden, sind baldmöglichst Bahnunterführungen zu realisieren, damit der öffentliche und private Verkehr unabhängig vom Bahnfahrplan fliessen kann. Dies kostet bedeutend weniger als das Grossprojekt Autobahnanschluss und ist auch schneller zu realisieren. Deshalb fordern wir von den drei Gemeinden die Ausarbeitung eines alternativen regionalen Lösungskonzeptes mit Unterführungen ohne Autobahnanschluss durch ausgewiesene Verkehrsexperten. Die Unterführung Bäumlistorkel befürworten wir als ersten wichtigen Schritt.

Auf dieser Basis bieten wir unsere konstruktive Zusammenarbeit für schnelle und wichtige Gesamtverkehrslösungen an.

Geschrieben von Lukas Reichle, Rorschach

Erschienen im St.Galler Tagblatt vom 30. November 2016

«Kein 3. Autobahnanschluss»

VEREINSGRÜNDUNG. Den Kampf gegen den Bau einer neuen Verkehrsachse durch Rorschach-Goldach intensivieren: Das ist das Ziel des Vereins «Kein 3. Autobahnanschluss» mit vierzig Gründungsmitgliedern.

Gegner des geplanten Zugangs zur Autobahn treffen sich im Restaurant Hohrain. Es sind Leute, die eine neue Strasse aus politischen Gründen ablehnen, und Anwohner, die negative Auswirkungen befürchten. Das zeigt eine kurze Grundsatzdiskussion: Soll der Verein (der das Komitee ablöst) allgemein einen Anschluss bekämpfen oder nur den im Gebiet Hohrain/Witen geplanten? 90 Prozent wollen überhaupt keinen zwischen den bestehenden in Thal und Mörsch­wil.

Die Versammlung bestätigt Kampf «gegen einen 3. Autobahnanschluss» und Einsatz «für eine nachhaltige, umwelt- und siedlungsverträgliche Verkehrslösung» als Ziele. An die Spitze des Vereins wählt sie die Initianten – Lukas Reichle, Rorschach, als Präsident und Felix Gem­perle, von Goldach nach Rorschach umgezogen, als Vize­präsident – sowie vier weitere Vorstandsmitglieder: Martin Buschor, Rorschach, Fritz Dornbierer, Rorschacherberg, Marc Hintermeister, Goldach, und Lukas Locher, Rorschach.

Neue Pläne mit einem zweiten Tunnel
Der Anlass erhielt unerwartete Aktualität durch Neuigkeiten vom Bund. Vorher war es um das Projekt still, weil die Prüfung eines Tunnel im Hohrain viel Zeit beanspruchte. Die Planung des Zubringers ab Rorschach lief jedoch weiter. Marcel John, der Leiter des federführenden Tiefbauamtes des Kantons, informiert die Gegner über den Stand. Ideen für die Unterführung der Bahnlinie in Rorschach wuchsen zu Plänen für einen Tunnel ab dem mittleren Teil der Industriestrasse – in drei Varianten: unter dieser Strasse bis Jura/Helios, länger bis zwischen Industriebauten in Goldach oder südlich der Bahnlinie. Dann ginge es durch Wiese zur Sulzstrasse. Behörden und Planer prüfen, ob der dort nicht beanspruchte Teil grün bleiben oder – gemäss Überbauungsvorschlägen – für ein Stadtquartier genutzt werden soll. Zur Zustimmung des Bundes zu einem anschliessenden Tunnel mit neun statt fünf Prozent Steigung verweist Marcel John auf «nur 300 Meter Länge und hohen Sicherheitsstandard».

Zuunterst am Zubringer müsste eine Reihe der alten Häuser westlich der Industriestrasse abgebrochen und nach dem Tunnelbau ersetzt werden. Weil das Projekt weiter nördlich beginnt, prüfen Kanton und Gemeinden, ob die ganze Industriestrasse eine Kantonsstrasse werden soll. Den Zubringer müsste der Kanton finanzieren; auf die Gemeinden entfiele der übliche Beitrag von 35 Prozent an Trottoirs und Radstreifen.

Für Antworten auf das Projekt warten
Die Teilnehmenden haben viele Fragen zum weiteren Vorgehen (siehe Tagblatt vom 21. November) und zum Projekt. Marcel John kann die meisten nicht beantworten, weil Varianten offen sind und das Ausführungsprojekt noch nicht vorliegt. Nach dessen Auflage für Einsprachen und den Beratungen im Kantonsrat erwartet er etwa 2019 das Verfahren für Stellungnahmen. Dann will der neue Verein das Referendum ergreifen für Bürgerentscheide in Rorschach und Goldach.

Befürworter erwarten von einem direkten Zugang zur Autobahn starke Entlastung der Ortskerne. Gegner wenden auch an dieser Versammlung ein, diese wäre nicht ausreichend für spürbar mehr Lebensqualität. Zudem warf ihr Komitee den Planern vor, die Prognosen gründeten auf veralteten Zahlen, die sich als falsch erwiesen hätten. Deshalb lässt das Tiefbauamt nochmals rechnen. Marcel John erwartet aber die gleichen Ergebnisse.

Geschrieben von Fritz Bichsel im Ostschweizer Tagblatt am 24.11.2016.

Quelle: Ostschweizer Tagblatt

Astra-Entscheid zu Zubringer Witen mobilisiert

RORSCHACH.  Der geplante Autobahnzubringer für die Agglomeration Rorschach schien technisch nicht realisierbar, doch nun hat das Bundesamt für Strassen (Astra) grünes Licht für einen Tunnel mit neun Prozent Gefälle gegeben (Ostschweiz am Sonntag vom 20.11.). Der Entscheid mobilisiert Befürworter und Gegner aufs Neue.

«Erfreut» zeigt sich die IG mobil, die sich für eine «nachhaltige Verkehrsentwicklung» in der Region einsetzt; der von FDP-Kantonsrat Jürg Bereuter präsidierte Verein betrachtet den Autobahnanschluss im Gebiet Witen sowie flankierende Massnahmen als Voraussetzung für die Lösung der Verkehrsprobleme. «Die Chance, die Verkehrsinfrastruktur auf viele Jahrzehnte hinaus sinnvoll zu gestalten, muss jetzt genutzt werden», schreibt die IG mobil in einer Medienmitteilung. «Es kann nicht noch länger gewartet werden. » Die Gemeinden Rorschach, Rorschacherberg und Goldach müssten nun das Gesamtkonzept weiterverfolgen. Der Autobahnanschluss Witen eröffnet laut der IG mobil nicht nur die Möglichkeit zur Verbesserung der Situation für alle Verkehrsträger, sondern bringe «auch die Chance für die weitere Entwicklung der Wohn- und Arbeitsgebiete der Region». Für das vorgeschlagene Konzept müssten nun «günstige Bedingungen geschaffen werden. Die IG, an deren Spitze sich unter ­anderem CVP-Kantonsrat Felix Bischofberger und der Leiter der kantonalen Standortförderung, Beat Ulrich, engagieren, erwartet von den Gemeinden «eine aktive Einflussnahme und die Offenheit für eine gute Gesamtlösung».

Derweil hat das Komitee «Kein 3. Autobahnanschluss» gestern in Goldach zur Gründung eines Vereins eingeladen.  An der Versammlung informierte Marcel John, Leiter kantonales Tiefbauamt, über den Projektstand aus Sicht des Kantons. Auch im Verein der Gegner des neuen Autobahnzubringers finden sich überregional bekannte Namen wie der ehemalige SP-Kantonsrat Felix Gemperle und GBS-Rektor Lukas Reichle. (mel.)

Erschienen im Ostschweizer Tagblatt vom 23.11.2016

Quelle: Ostschweizer Tagblatt

Komitee stellt A1-Zubringer in Frage

RORSCHACH. Das Komitee gegen einen 3. Autobahnanschluss in der Region Rorschach hat sich laut Mitteilung an einer Versammlung im «Hohrain» vertieft mit dem Positionspapier von Klaus Zweibrücken auseinandergesetzt. Das Fazit sei klar – es gebe nachhaltigere und kostengünstigere Alternativen zur Lösung der aktuellen Verkehrsprobleme.

Dass zu den Hauptverkehrszeiten in der Region Rorschach ein Verkehrsproblem besteht, ist laut Komitee unbestritten. Das Problem liege aber nicht im Fehlen eines weiteren Autobahnanschlusses, sondern in den fehlenden Bahnunterführungen. Das Komitee schreibt: «Die durch die Gemeinden und den Kanton ausgearbeitete Lösung hat sich von Anfang an auf einen zusätzlichen Autobahnanschluss fokussiert, ohne Alternativen ernsthaft zu prüfen. Zudem wurde der Planung ein massiv zu hohes Verkehrswachstum zu Grunde gelegt.»

Komitee bemängelt Erhebung

Zudem seien Ziel-, Quell- und Binnenverkehr nie genau erhoben worden. Auf der Basis von solch ungenauen Vorgaben einen Autobahnanschluss zu planen, ohne Alternativen wirklich abzuklären, sei verantwortungslos. «Die schönen Hanglagen mit Seesicht sind rar. Umso unverständlicher ist es, dass auf einem der letzten grünen Flecken mit einer zusätzlichen Strasse eine weitere Entwicklung des Siedlungsraums wie auch die Erhaltung von Naherholungsgebiet so stark beeinträchtigt werden soll. Dass im 21. Jahrhundert an bester Lage eine <Strasse mit Seesicht> gebaut werden soll, ist für das Komitee nicht nachvollziehbar.» Die im Positionspapier gemachten Feststellungen werden nach Ansicht des Komitees von Gemeinden, Kanton und Bund nicht in Frage gestellt. Trotzdem liessen sich diese nicht auf eine Diskussion für nachhaltigere Lösungen ein, weil offensichtlich das Projekt schon so weit fortgeschritten sei. (pd/rtl)

Hauchdünnes Ja zum «Mühlegut»

Die geplante Strasse durchs Mühlegut bewegt Goldachs Bürgerversammlung. Mit 458 zu 435 Stimmen setzt sich die Variante Mühlegut knapp durch.

Dieser Entscheid ist ganz im Sinne unseres Komitee’s. Innert kürzester Zeit gab es in der Region Rorschach zwei positive Entscheide für Bahnunterführungen. Damit kann wir die Verkehrsproblem gelöst ohne dass es einen zusätzlichen Anschluss braucht. So wie wir es nach der Veröffentlichung des Positionspapiers verlangt haben. Weiterlesen auf tagblatt.ch

«Wer Strassen säht, erntet Verkehr»

Dass die Region Rorschach ein Verkehrsproblem hat, ist klar. Lukas Reichle und Felix Gemperle vom Komitee gegen den Autobahnanschluss ist dies bewusst, sie sind aber der Meinung, Entlastungen wären ohne einen zusätzlichen Anschluss realisierbar

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