Kategorie: Presse

Der neue Autobahnanschluss in der Region Rorschach hängt nun vom Entscheid der Bevölkerung ab

Bund, Kanton und die drei Gemeinden am See legen das Vorprojekt für einen neuen A1-Zubringer Rorschach vor. Am 17. November entscheiden die Stimmberechtigten in Goldach und Rorschach über das Vorhaben.

Nach jahrelanger Planung gilt es ernst für den dritten Autobahnanschluss in der Region Rorschach. Auf den Tag genau zwei Monate vor der wegweisenden Abstimmung in Rorschach und Goldach informieren die Behörden von Bund, Kanton und der drei Gemeinden am See über ihr Vorhaben, Entwicklungsprojekt «Autobahnanschluss Plus» genannt, weil es um mehr geht als um den A1-Zubringer mit Verbindung bis ins Stadtzentrum. Nämlich um umfangreiche Begleitmassnahmen, die im auto- und barrierengeplagten Siedlungsraum den Verkehr aller Gattungen verbessern sollen. «Eine Riesenchance mit Mehrwert für alle», wie die Behörden geschlossen betonen. Sie lassen keinen Zweifel daran, dass der Autobahnanschluss die einzige Lösung gegen die täglichen Staus im Nadelöhr westlich Goldachs zwischen Bruggmühle, Waldegg-Kreisel und Autobahnanschluss Meggenhus sei.

Über 500 Leute drängen sich im Würth-Saal, dem Applaus für die behördlichen Voten und den Buhrufen gegen Autokritiker wie VCS-Präsident Ruedi Blumer nach zu schliessen sind Dreiviertel für den Anschluss. Ein repräsentatives Stimmungsbild dürfte dies nicht sein, halten sich in der Fragerunde doch Befürworter und Gegner die Waage. Beim üppigen Apéro stellt sich heraus, dass manche nicht in den beiden Gemeinden wohnen, die über das «Jahrhundertprojekt» abstimmen. Erstaunlich die Rekordzahl parkierter Velos vor dem Glasbau, aber auch dies noch keine Aussage über Kräfteverhältnisse – immerhin zeigte sich jüngst auch der Chef der befürwortenden IG Mobil, FDP-Kantonalpräsident Raphael Frei in einem SRF-Fernsehbeitrag zum Thema demonstrativ auf dem Velo.

Bund und Kanton finanzieren Grossteil der 315 Millionen Gesamtkosten

«Das Generationenprojekt ist zum Greifen nah», freut sich der abtretende Stadtpräsident Thomas Müller, «zum letzten Mal vor einem grossen regionalen Publikum», am Podium der Behörden. Nachdem Generationen die Tieferlegung der SBB verpassten, müsse die Chance mit dem Autobahnanschluss gepackt werden – zumal sie ein einmaliges Angebot zur Lösung der Verkehrsprobleme und zur Gestaltung neuer Quartiere sei. Als Nationalrat und Präsident einer Subkommission der Finanzkommission weiss Müller, dass der Zeitpunkt der Finanzierung auf Bundesebene stimme.

Unter den 270 Projekten zu Kosten von 15 Milliarden allein im Nationalstrassenfonds buhlten viele Regionen um Anschlüsse und Ausbauten, sagt er an die Adresse der Gegner: «Wenn wir jetzt ablehnen, können wir 2025 nicht einfach wieder aufspringen.» Abzustimmen haben die gut 10000 Stimmberechtigten von Goldach und Rorschach indes nicht direkt über den Autobahnanschluss, sondern über die neue Kantonsstrasse zum See. Für die liegt nun ein Vorprojekt vor, das dank abgesenkter Strassenführung und zwei Tunnels «machbar» und «siedlungsverträglich» sei. Es schaffe laut Kantonsingenieur Marcel John mit dem Knoten Sulz einen «Hauptverteiler für die ganze Region» und eröffne auf Stadtgebiet «ein gewaltiges Potenzial für hochwertige Nutzungen».

Für das konkrete Bauprojekt, das der Bewilligung des Kantonsrats unterliegt, brauche es nun die Zustimmung der Gemeinden, sagt Bauchef Marc Mächler und bekräftigt den Willen des Kantons, bei der «Riesenchance» zur Entwicklung eines kantonal wichtigen Wirtschaftsstandorts mitzumachen. Um das Gesamtverkehrsprojekt zu realisieren, stehen zweckgebundene Mittel aus Strassenverkehrs- und Benzinsteuern, Autobahnvignette und Abgabe LKW-Verkehr zu Verfügung. «Wenn das Projekt scheitert, fliesst das Geld in andere Projekte in anderen Regionen.» Die Priorität in Bern belegt Jean-Luf Poffet, stellvertretender Abteilungschef Strassennetze im Bundesamt für Strassen (Astra): Der neue A1-Anschluss erfülle alle Kriterien des bei solchen Projekten «sehr restriktiven» Bundes und habe für die Agglomeration weit mehr positive Wirkungen als negative.

Die Kosten sind von geschätzten 190 Millionen auf 315 Millionen Franken angestiegen; wovon 108 Millionen für den Anschluss, vollumfänglich von Bund und Kanton finanziert, und 166 Millionen für die Kantonsstrasse. An die sollen Rorschach und Goldach 7 Millionen leisten; Rorschacherberg hat mit Entscheid an der Bürgerversammlung bis zu 2 Millionen zugesichert. Die Verteuerung begründet Mächler vor allem mit dem präziser geschätzten Landerwerb im städtischen Gebiet und den Bohrpfahlwänden, die für den Tunnel an der Industriestrasse nötig sind.

Gegner befürchten Mehrverkehr und hoffen auf die Wirkung von Bahnunterführungen

Die Gemeindepräsidenten Beat Hirs (Rorschacherberg) und Dominik Gemperli (Goldach) erklären, dass die beiden Bahnunterführungen (Mühlegut in Bau, Bäumlistorkel geplant) und das ausgebaute ÖV-Angebot hälfen, aber das Problem nicht lösten; das zusätzliche Verkehrsaufkommen könne mit zusätzlichen Unterführungen nicht aufgefangen werden. Ein strittiger Punkt, wie die lebhafte Publikumsdiskussion offenbart. «Wir haben die Unterführungen verschlafen und konnten nie über Varianten reden, sondern rasten immer nur auf die Autobahn zu», wirft Lukas Reichle als Präsident des gegnerischen Komitees ein. Die Auswirkung von Unterführungen sei nie ernsthaft geprüft worden, kritisiert auch der frühere SP-Kantonsrat Felix Gemperle und bezweifelt, dass die Nord-Süd-Schneise ins Zentrum zu weniger Verkehr führe – «im Gegenteil, die Quartiere werden mehr belastet».

Entgegen der «Behördenpropaganda» sind die Gegner zuversichtlich, dass der Widerstand gegen die «Heimatzerstörung» und «Mehrverteilung des Verkehrs zu einem horrenden Preis» wächst. Dies zeige der Zuspruch auch von Gewerblern und Politikern, die kein öffentliches Statement wagten. Zwei Monate bleiben Zeit für eine Debatte über eine Schicksalsfrage, die weit über ein Strassenbauprojekt hinaus weist – ob man mit oder ohne Auto in Zukunft «abgehängt» wird, ist letztlich eine Glaubensfrage. Und leider ist Beamen wie in «Raumschiff Enterprise» noch immer nicht möglich, wie ein Goldacher Votant launig anmerkte: «Bis dahin brauchen wir die Autobahn als Umfahrungsstrasse.» Die Mobilität ist vielfältig im Wandel, der frühestens mögliche Baubeginn 2028 noch weit.

 

Dieser Artikel ist am 19.09.2019 im Tagblatt erschienen. Er kann online hier nachgelesen werden.

Neuer Autobahnanschluss: Die Gegner «schiessen» mit Bildern

Teuer, nutzlos, die Umwelt zerstörend: Die Gegner eines neuen Autobahnanschlusses im Raum Rorschach/Goldach lassen kein gutes Haar am Projekt, das noch dieses Jahr zur Abstimmung kommen wird. Mit Visualisierungen wollen sie belegen, wie gross der Eingriff wäre.

Es braucht einen zusätzlichen Autobahnanschluss in der Region Rorschach-Goldach: Das sagen die Befürworter des Projekts mit dem Namen «Autobahnanschluss Plus». Mit dieser Massnahme sollen die sichtbaren Verkehrsprobleme in den Dörfern aus dem Weg geräumt werden.

Nein, sagen die Gegner. Die Verkehrsprobleme bestehen, aber sie haben andere Ursachen, und der Autobahnanschluss würde die Lage nur verschlimmern, keine Verbesserung bringen und die Region verschandeln.

Es ist ein ungleicher Kampf, denn die betreffenden Behörden stehen hinter der Vorlage, über die in Rorschach und Goldach im November abgestimmt werden sollte und für die sich auch bereits die Bundesverwaltung ausgesprochen hat. Die Gegner sind ein loser Verbund, der sich allerdings durchaus organisiert hat.

Die wichtigste Aufgabe dieser Gegner: Die Pläne überhaupt zur öffentlichen Diskussion zu machen. Denn so gross das Projekt auch ist: Den Stammtisch hat es nur bedingt erreicht. Weil die offiziellen Informationen rund um die Vorlage wohl erst nach den Sommerferien richtig spruchreif werden, wollen die Gegner eine Art Vorkampagne lostreten. Das haben sie nun getan, indem sie die Medien über ihre Standpunkte informiert und Visualisierungen der Zukunft vorgelegt haben.

Diese seien «realitätsnah» sagen die Gegner, und sie zeigen, dass der geplante Anschluss die Verkehrsprobleme nur ungenügend löse und zusätzlichen Verkehr schaffe. Zudem würden verschiedene Gebiete neu massiv belastet. «Die geplanten Eingriffe in unsere Landschaft, aber auch in den städtischen Raum wären massiv», heisst es weiter.

Der Verein «kein3.autobahnanschluss» habe bei einem professionellen Büro Visualisierungen erstellen lassen, mit welchen die geplanten Strassen gemäss den aktuellen öffentlich zur Verfügung stehenden Plänen 1:1 auf Originalfotos eingefügt wurden.

Hier ein Beispiel:

Autobahnanschluss

Die derzeitige Strassenführung…

Autobahnanschluss

… und die Zukunft laut der Visualisierung.

Die Eingriffe in Stadt und Land seien massiv, so die Gegner, «vergleichbar mit den Sünden der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts.» Es gehe um ein Projekt in der Grössenordnung von 200 Millionen Franken, und deshalb müsse die Bevölkerung auch auf die kritischen Aspekte hingewiesen werden.

Ein weiteres Visualisierungsbeispiel:

Autobahnanschluss

Die Situation heute…

Autobahnanschluss

… und gemäss der Visualisierung der Gegner die Lage später.

Neben den Visualisierungen haben die Gegner von «Autobahnanschluss Plus» ein Positionspapier durch einen Verkehrsexperten erstellen lassen. Er kommt zum Schluss, in der Region sei nicht die Verkehrsmenge das Problem, sondern die Tatsache, dass der Verkehr wegen den langen Barriere-Schliesszeiten nicht fliesse. «Umso erstaunlicher ist es, dass keine Alternativen zu einem Anschluss geprüft wurden, wie Bahnunterführungen ergänzend mit flankierenden Massnahmen», heisst es dazu.

An den vier Samstagen im Juni wollen Mitglieder des gegnerischen Vereins an Standaktionen in Goldach und Rorschach über die Hintergründe des geplanten Anschlusses informieren.

Veröffentlicht auf Die Ostschweiz am 03.06.2019. Original-Link: hier

Gegner legen Visualisierung vor: So könnte der A1-Zubringer bei Goldach aussehen

Der Verein «Kein 3. Autobahnanschluss in Goldach» hat am Montagnachmittag mit einer Begehung am Hohrain seine Kampagne gegen den A1-Anschluss lanciert. 3-D-Visualisierungen sollen die Bevölkerung aufrütteln und die massiven Eingriffe in Stadt und Land aufzeigen. 

Ein Autobahnanschluss im Gebiet Witen bei Goldach? Nein, sagt das Komitee um Felix Gemperle und Lukas Reichle. Denn der Autobahnanschluss werde das Verkehrsproblem in der Region Rorschach nicht lösen, aber massive Eingriffe ins Siedlungsgebiet nach sich ziehen. Spätestens – nachdem die Vergabe des Carl-Stürm-Preises («Tagblatt» vom 16. Mai) an den Verein IG mobil 30000 Franken in die Kasse der Befürworter gespült hat, war klar, dass auch die Gegner eines zusätzlichen Autobahnanschlusses zwischen Buriet und Meggenhus ihre Bemühungen intensivieren müssen.

Der Verein «Kein 3. Autobahnanschluss» ist vor Ort in die Abstimmungskampagne gestartet. Im Restaurant Hohrain, also dort, wo einer von zwei Tunnels den Verkehr zur Autobahn hoch schleusen soll, begrüssen Reichle und Gemperle die Medienvertreter.

Vergleichbar mit den Sünden der Sechzigerjahre

Abgestimmt wird in Rorschach und Goldach voraussichtlich am 24. November. Beim Bund hat dieses Grossprojekt oberste Priorität: Es steht in der A-Liste für Massnahmen zur Förderung von Agglomerationen in der Periode 2019 bis 2022. Für Lukas Reichle ein irrwitziges und vor allem unnützes Unterfangen. Er ist der Meinung, dass das Strassennetz in der Agglomeration Rorschach auch die künftige Verkehrsmenge auffangen kann. Dazu brauche es lediglich Unterführungen

«Die Behörden haben über das Projekt bis heute nur sehr oberflächlich und einseitig informiert. Es fehlen klare Fakten, um einen echten Diskurs zu führen. Vielen Menschen ist gar nicht klar, welche gigantischen Verschneidungen in der Landschaft durch den A1-Zubringer entstehen.» Felix Gemperle betont zwar, dass Dominik Gemperli, Gemeindepräsident von Goldach und Vorsitzender von «Autobahnanschluss Plus» offen kommuniziere, pflichtet aber seinem Mitstreiter bei. «Es ist wichtig, dass wir aufzeigen, wie die Realitäten wirklich sind, der Stimmbürger soll wissen, zu was er Ja oder Nein sagt.» Helfen sollen dabei auch 3-D-Visualisierungen, die zeigen, wie die Tunneleinfahrten die Gebiete Industriestrasse in Rorschach und Hohrain in Goldach verändern werden.

«Wir haben für diese Visualisierungen den aktuellen Planungsstand auf den Ebenen Gemeinde, Kanton und Bund abgeholt. Sie zeigen also sehr nahe an der Realität, wie es bei einer Umsetzung eines zusätzlichen Autobahnanschlusses aussehen würde», so Reichle. Verkehrsplanerisch sei das Projekt nicht zu rechtfertigen, zeigen sich die beiden überzeugt. «Es gäbe auch andere Ansätze, doch Alternativen wurden leider gar nie geprüft. Für ein 200-Millionen-Franken-Projekt ist das Ganze schlicht unseriös analysiert und geplant», sagt Gemperle.

Der Trauerflor soll die Bevölkerung wachrütteln

Draussen vor dem «Hohrain» steckt ein grosses «Nein»-Plakat im Boden. Mit schwarzen Bändeln versehene Absperrungen sollen sichtbar machen, wie Ein- und Ausfahren die Landschaft verschandeln werden. «Der Trauerflor soll symbolisieren, dass dieses Naherholungsgebiet unwiederbringlich zerstört wird», sagt Gemperle und Reichle ergänzt: «Der A1-Zubringer soll vom stillen Behördenprojekt an die Öffentlichkeit gebracht werden. Geschehen soll dies mit Visualisierungen, professionell gestalteten, grossformatigen Plakaten und Standaktionen in Rorschach und Goldach.»

Keine gleich langen Spiesse

Dem Verein stehen dafür 30000 Franken an Mitgliederbeiträgen und Sponsorengeldern zur Verfügung. «Soviel, wie die IG mobil von der Stürm-Stiftung erhalten hat», stellt Gemperle konsterniert fest und hofft, dass noch mehr Geld hereinkommt. Gemperle und Reichle kritisieren, dass weder vom Kanton noch vom Bund bis zur Abstimmung im November detaillierte Pläne zu erwarten seien. «Das ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg. In einem Land mit Öffentlichkeitsprinzip ist das nicht verständlich.»

Veröffentlicht auf tagblatt.ch am 03.06.2019. Original-Link: hier

«Verkehr wird ins Zentrum geleitet»

Bekommt die Region Goldach-Rorschach einen weiteren Autobahnanschluss an die A1? Für die Gegner ist klar: Das Projekt beinhaltet falsche Versprechungen.

Voraussichtlich im November stimmt die Bevölkerung über einen dritten Autobahnanschluss für Goldach, Rorschach und Rorschacherberg ab. Gegen das 200-Millionen-Franken-Projekt regt sich jedoch Widerstand: Der Verein «Kein dritter Autobahnanschluss» ist der Meinung, dass ein weiterer Autobahnzubringer vor allem Nachteile mit sich bringe. «Mit dem Projekt wird der Verkehr ins Zentrum geleitet», sagt Vereinspräsident Lukas Reichle gegenüber TVO. Zudem werde ein Naherholungsgebiet zerstört und es seien nie Alternativen geprüft worden.

«Visualisierung überrascht mich»

Anhand einer Visualisierung zeigen die Gegner die Verkehrsflut, die ihrer Meinung nach ein dritter Autobahnanschluss zur Folge hätte (siehe Beitragsbild). Dazu sagt Goldachs Gemeindepräsident Dominik Gemperli und Befürworter des Projektes: «Die Visualisierung überrascht mich. Offenbar wissen die Gegner mehr, als wir wissen, denn der Bund ist derzeit noch mit der Planung beschäftigt.»

Unterführungen statt Zubringer

Während die Gemeindebehörden hoffen, den Verkehr durch den Autobahnzubringer zu entlasten, glaubt der Verein «Kein dritter Autobahnanschluss», dass auch Unterführungen bei den Bahnübergängen das Hauptproblem lösen könnten. Das habe ein Positionspapier eines Professors der Hochschule für Technik in Rapperswil gezeigt, sagt Reichle.

Veröffentlicht auf FM1 Today am 03.06.2019. Original-Link: hier

Nein zur Verkehrspolitik des letzten Jahrhunderts

Die Gemeinden der Region Rorschach fordern seit Jahren einen dritten Autobahnanschluss direkt ins Zentrum der Agglomeration. Über dieses unsinnige Projekt, mit welchem einer der letzten grünen Hänge mit einer Strasse verbaut würde, wird voraussichtlich im nächsten November abgestimmt. Für das Komitee gegen einen dritten Autobahnanschluss ist es somit höchste Zeit, die Bevölkerung umfassend über diesen Schildbürgerstreich zu informieren. 

Die drei Gemeinden Rorschach, Goldach und Rorschacherberg haben kürzlich in einer Medienmitteilung verkündet, dass mit dem Projekt „AutobahnanschlussPlus“  der motorisierte Individualverkehr an den Rand des Siedlungsraumes verlegt werden soll. Das Programm beinhaltet neben einem zusätzlichen Autobahnanschluss 20 Begleitmassnahmen. Die Wirkung wäre das Gegenteil, der Verkehr fliesst dann nämlich ungehindert ins Zentrum und verstärkt damit die Problematik. Zudem werden die anderen Achsen nicht so stark entlastet, dass ein zusätzlicher, attraktiver Siedlungsraum entsteht.  Die Begleitmassnahmen führen überhaupt nicht dazu, dass der Verkehr an den Rand verlegt wird.

Die grösste Verkehrsstudie der Schweiz, der Mikrozensus zeigt auf, dass der Verkehr nur noch im Verhältnis zum Bevölkerungswachstum wächst, somit sind die dem Projekt zugrunde liegenden Zahlen zu hoch gegriffen. Zudem wird das Potential der digitalen Technologie nicht berücksichtigt. Mit Mitfahr-Apps und weiteren zielführenden Methoden kann die durchschnittliche Fahrzeugbelegung erhöht werden, was das Gesamtverkehrsaufkommen dann entsprechend reduziert.

Die Begleitmassnahmen sind sinnvoll

Ergänzend wird behauptet, dass die St. Gallerstrasse zu einem «Stadtraum mit hoher Aufenthaltsqualität» werden sollte. Solche Aussagen für einen Strassenabschnitt zu machen, auf welchem auch in Zukunft gemäss Berechnungen der Behörden ca. 12’000 Autos täglich fahren, ist schlicht daneben. Was aber Sinn macht ist die Umsetzung der vorgesehenen Begleitmassnahmen. Diese dienen dazu den Verkehr zu lenken, zu verflüssigen und damit auch erträglicher zu machen.  Neben den Strassenraumgestaltungen an den Hauptachsen sind auch die angedachten baulichen Massnahmen für den Velo- und Fussverkehr zielführend.

Unterführungen statt Anschluss

Der Verein „kein dritter Autobahnanschluss“ hat mit Unterstützung des VCS durch den namhaften Verkehrsexperten Klaus Zweibrücken eine Projektstudie ausarbeiten lassen. Dieses Papier kommt zum klaren Ergebnis, dass es bei den aktuellen bzw. richtig prognostizierten Verkehrsmengen keine zusätzliche Einfahrtsachse braucht. Das Problem ist, dass sich der Verkehr vor den immer länger geschlossenen Barrieren staut. Mit dem Bau von Unterführungen (zwei sind in der Zwischenzeit beschlossen) kann der Verkehr verstetigt werden und die Verkehrsmenge kann ohne neue Strassen bewältigt werden.

Die Behörden informierten von Anfang an sehr einseitig, eine kritische Auseinandersetzung zur Gesamtverkehrsproblematik sowie zu Alternativen fehlt. Im Weiteren werden wichtige Projektbestandteile bis heute der Öffentlichkeit vorenthalten, beispielsweise das Anschlusswerk im Withenwald. Für einen konstruktiven Diskurs braucht es jetzt detaillierte Informationen und nicht erst in der Hochglanz-Broschüre  kurz vor der Volksabstimmung.

Für den Verein „kein3.autobahnanschluss.ch“ ist klar, dass sich mit der Politik des letzten Jahrhundert die Herausforderungen der Zukunft nicht lösen lassen. Da sind wir gut beraten, den letzten grünen Hang noch grün zu belassen und den drohenden Zerschnitt des Siedlungsgebietes zwischen Sulzstrasse und dem zentrumsnahen Landhauskreisel zu verhindern.

Dieser Artikel ist im VCS-Magazin im März 2019 erschienen.

«Das ist ein monumentaler Fehler»

Professor Klaus Zweibrücken hat für unseren Verein auch das Positionspapier zum Autobahnanschluss Witen verfasst (Download hier). In einem Interview mit dem Blick gibt er seine Meinung zum Ausbau des Nationalstrassenetztes auf zweimal drei Spuren kund.

Die Bundesratspläne zu sechsspurigen Autobahnen sorgen für Zoff: Jetzt warnt der renommierte Professor für Verkehrsplanung Klaus Zweibrücken (61) von der Hochschule für Technik in Rapperswil SG vor «einem monumentalen Fehler».

BLICK: Der Bundesrat plant das Nationalstrassennetz «innerhalb und zwischen den metropolitanen und den grossstädtischen Gebieten konsequent auf mindestens zweimal drei Spuren auszubauen». Wird die Schweiz so vom Stau befreit?
Klaus Zweibrücken:
 Ich erlaube mir, die Schweiz vor diesem monumentalen Fehler zu warnen. Der Ausbau der Autobahn auf sechs Spuren ist ein mehr wie merkwürdiger Ansatz. Damit wird noch mehr individueller Personenverkehr generiert, also das Gegenteil dessen, was ökologisch und sozialverträglich ist. In der Agglomeration Zürich zeigt sich diese Dynamik gut: Der Ausbau des Bareggtunnels zog den Ausbau des Gubristtunnels als notwendige Konsequenz nach sich. Diese Kettenreaktion droht dem ganzen Land, wenn die Autobahnen sechsspurig werden.

Aber viele Autofahrer leiden unter dem Stau und wünschen sich breitere Autobahnen.
Es ist unökonomisch, ein ganzes Strassennetz auf die maximal auftretende Belastung auszubauen. So hätten wir einfach bei Stosszeiten mehr Spuren zum Befahren – 20 Stunden am Tag aber wären sie leer. Die Kosten-Nutzen-Rechnung geht einfach nicht auf. Die Engpässe bestehen nicht wegen ungenügender Anzahl Fahrspuren auf den Autobahnen, sondern weil der Autoverkehr im Netz zeitweise nicht mehr aufgenommen werden kann. Die Problematik liegt nicht auf der Strecke, sondern in den Agglomerationen.

Künftig könnten die Autos selbst fahren, künstliche Intelligenz den Verkehr regeln. Was heisst das für die Raumplanung?
Dass es erst recht keinen Sinn macht, Autobahnen weiter auszubauen. Das ist wie beim Ameisenhaufen: Weil die einzelnen Ameisen so gut organisiert sind und miteinander kommunizieren, gibt es keinen Stau. Das Nutzbarmachen künstlicher Intelligenz kann den Infrastrukturausbau überflüssig machen. Von den selbstfahrenden Autos verspricht man sich ja unter anderem einen geringeren Flächenverbrauch.

Sind Carpooling, Pannenstreifennutzung oder Tempo 80 bis 100 die Lösungen, um den Stau loszuwerden?
Es sind wirkungsvolle Massnahmen. Am schnellsten am Ziel wären wir alle bei Tempo 80: Das ist die optimale Geschwindigkeit, wenn man Sicherheitsabstand und Leistungsfähigkeit ins Verhältnis nimmt. Zudem haben Autos im Berufsverkehr einen Besetzungsgrad von 1,1: Gerade mal in jedem zehnten Auto sitzen zwei Personen. Die niedrigen Besetzungsgrade in den Autos führen zu einer Riesenverschwendung von Fläche und Energie. Wenn man flexibel sein will, sollte man tunlichst versuchen, mit dem vorhandenen Platz auszukommen und sicher nicht die Autobahn auf Vorrat auszubauen. Die Pannenstreifen bestehen schon – also sollten wir sie zu Stosszeiten befahren dürfen.

In Italien sind die meisten Autobahnen sechsspurig. Dort sehe man, dass diese zusätzliche Spuren nur vom Schwerverkehr genutzt werden. Der PKW-Fahrer hat nichts davon. Das behauptet die Alpeninitiative. Stimmt das?
Ich kenne das Problem aus Deutschland: Dort überholen sich häufig die Lastwagen auf den rechten beiden Spuren – die PKWs werden auf die verbleibenden Spuren abgedrängt. Der Ausbau der Autobahnen ist auch eine Torpedierung der Ziele zur Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene.

Welche Verkehrsplanung im Ausland ist vorbildlich?
In den USA gibt es im Raum Seattle/Puget Sound in einem Gebiet mit rund sechs Millionen Einwohnern eine Flächenmaut. Das bedeutet schlicht: Wer sich ins Auto setzt und losfährt, der zahlt. Diese Strassennutzungsgebühr ist radikal, würde in der Schweiz aber viele Probleme lösen: Geht es über das individuelle Portemonnaie, überlegt man sich doppelt, ob eine Fahrt wirklich sinnvoll ist und ob man nicht noch jemanden mitnehmen sollte.

Wie fahren denn Sie persönlich zur Arbeit?
Ich habe aus Vernunft kein eigenes Auto, nehme den ÖV und das Velo. In der Stadt ist das am sinnvollsten. Und wenn ich ein Auto brauche, habe ich ein Carsharing-Abo. Aber ich gebe zu: Würde ich auf dem Land wohnen, ginge das nicht so einfach.

Dieses Interview ist im Blick am 08.01.2019 erschienen. Link: hier

Autobahnanschluss – Verkehr soll aus Zentren

Sollte der A1-Autobahnanschluss Witen gebaut werden, braucht es Massnahmen, um den Verkehr aus den Zentren zu leiten. Nun erfolgte ein erster Schritt in der Siedlungsplanung der Befürworter. Die Gegner befürworten die Massnahmen, aber nicht den Autobahnanschluss.

Die Uneinigkeit betreffend des Autobahnanschlusses Witen geht in die nächste Runde. Die Befürworter Autobahnanschluss Plus, bestehend aus Vertretern der Gemeinden Goldach, Rorschach und Rorschacherberg und des Kantons St. Gallen, haben in einer Mitteilung vom vergangenen Freitag bekanntgegeben, wie weitere Schritte in der Siedlungsplanung aussehen sollen. 20 Baumassnahmen an Strassen in drei Gemeinden Sollte der A1-Anschluss vom Stimmvolk angenommen werden, kommen 20 bauliche Massnahmen an Strassen in den drei Gemeinde Goldach, Rorschach und Rorschacherberg hinzu, um damit «den motorisierten Individualverkehr an den Rand des Siedlungsraums zu verlegen und das regionale Velokonzept umzusetzen», wie es in der Mitteilung von AutobahnanschlussPlus heisst. So wollen die Befürworter den Verkehr in den Siedlungszentren entlasten und die Sicherheit für Fussgängerinnen und Fussgänger sowie Velofahrer erhöhen. St.Gallerstrasse soll aufgewertet werden Ein Hauptaugenmerk der Befürworter des Autobahnanschlusses ist die St.Gallerstrasse in Goldach. AutobahnanschlussPlus schreibt, «dass ohne Anpassung der Verkehrsinfrastruktur im Jahr 2040 rund 20 000 Fahrzeuge pro Tag unterwegs sein werden». Aus diesem Grund schwebt den Befürwortern vor, die viel befahrenen Achsen und Strassen im Zentrum mit Verkehrsschikanen auszustatten, damit der Verkehr auf die Autobahn oder die neuen Zubringerstrassen umgeleitet wird. Bei der St.Gallerstrasse seien cirka 500 Anwohner direkt vom hohen Verkehrsaufkommen betroffen. Doch mit der neuen Verkehrsführung könne der Verkehr um bis zu 40 Prozent reduziert werden.


Die Gegner, «Kein 3. Autobahnanschluss», widersprechen der genannten Zahl von 20 000 Fahrzeugen und sagen, dass die Aussage, die St.Gallerstrasse zu einem «Stadtraum mit hoher Aufenthaltsqualität» heranwachse, schlicht daneben sei. «Die grösste Verkehrsstudie der Schweiz, der Mikrozensus zeigt auf, dass der Verkehr nur noch im Verhältnis zum Bevölkerungswachstum wächst, somit ist diese Zahl zu hoch gegriffen», sagt Lukas Reichle, Präsident des Vereins «Kein 3. Autobahnanschluss». Gut hingegen findet Reichle die ergänzenden Massnahmen: «Die geplante Reduktion der Geschwindigkeit sowie die baulichen Massnahmen für den Fuss- und Veloverkehr erhöhen die Verkehrssicherheit. Diese Massnahmen machen aber ohne neuen Anschluss noch mehr Sinn», so Reichle. Weiter soll auch die Achse Promenaden-/Pestalozzistrasse, samt Unterführung Stadtbahnhof, den künftigen Rahmenbedingungen angepasst werden. Die Funktion als innerörtliche Achse soll jedoch beibehalten werden. Eine reduzierte Geschwindigkeit für Autos sowie ein spezielles Augenmerk auf die Schulwegsicherheit werde angestrebt, heisst es von Seiten der Befürwortern.«Der Autobahnanschluss erreicht das Gegenteil» Obwohl die Gegner mehrheitlich den baulichen Massnahmen zustimmen, sagen sie, dass der Autobahnanschluss das Gegenteil erreiche, von dem, wofür er für dieBefürworter steht: «Der Anschluss als solches will die Verkehrsproblematik mit Rezepten aus dem letzten Jahrhundert lösen. Er lässt den Verkehr ungehindert ins Zentrum fliessen und verstärkt die Überlastung», sagt Reichle.


Sie kreiden den Behörden an, dass von Anfang an sehr einseitig informiert wurde. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesamtverkehrsproblematik sowie mit Alternativen fehle jedoch. «Im Weiteren werden wichtige Projektbestandteile bis heute der Öffentlichkeit vorenthalten, beispielsweise das Anschlusswerk im Witenwald», sagt Reichle. Es brauche keine Hochglanz-Broschüren sondern detaillierte Informationen für einen konstruktiven Diskurs.




Dieser Artikel ist in den Bodensee Nachrichten vom 29.11.2018 erschienen. Link: https://www.bodensee-nachrichten.ch/aktuelles/detail/article/autobahnanschluss-verkehr-soll-aus-zentren-00154158/

Leserbrief: A1 Anschluss ist unnötig und viel zu teuer!

In der ganzen Region ist das unbestrittene Problem mit den Staus vor den Barrieren bekannt. Mit Unterführungen wie in Goldach und Rorschach wird der Verkehr verflüssigt und werden Staus beseitigt. Der Verein kein 3. Autobahnanschluss unterstützt die flankierenden Massnahmen – insbesondere die Unterführungen. Dies aber ohne den unnötigen und Landschaft zerstörenden Autobahnnanschluss!

Ein Verkehrsexperte hat uns vor drei Jahren schon in einem Positionspapier bestätigt, dass diese Lösung ohne Anschluss funktionieren wird. Stattdessen planen die BEHÖRDEN der drei Gemeinden einen Autobahnnaschluss quer durchs Siedlungsgebiet, der massiv neuen und zusätzlichen Verkehr ohne echte Entlastung anderer Gebiete direkt ins Herz der drei Gemeinden leitet und wertvolle Naherholungsgebiete zerstört. Entlastung tönt anders! Das sind Rezepte aus der Vergangenheit!

In seinem Leserbrief schreibt Raphael Frei, dass es Trend ist, Meinungen von Experten anzuzweifeln. Nicht einmal dieses Argument sticht, wie wir oben dargelegt haben. Das Problem sind nicht die Experten – den Fehler machen die drei Gemeindebehörden, die ohne Alternativen ernsthaft zu prüfen stur auf die Autobahnlösung zu rasen.

A1-Anschluss für die Stadt am See: Gegner kritisieren die Behörden scharf

Der Verein «Kein 3. Autobahnanschluss» wirft den Gemeindebehörden in der Stadt am See eine einseitige Informationspolitik vor. Vorzüge würden hochgejubelt, kritische Punkte unter den Teppich gekehrt.

Die Vernehmlassung des Masterplans zeigt, dass das Entwicklungsprojekt «Autobahnanschluss Plus» in der Bevölkerung der drei Seegemeinden gut ankommt. Davon zeigen sich die Vertreter der Gemeinden Goldach, Rorschacherberg, der Stadt Rorschach und des Kantons St.Gallen überzeugt («Tagblatt»-Ausgabe von gestern).

Verein wirft Behörden «Einseitigkeit» vor

Der Verein «Kein 3 Autobahnanschluss» teilt diese Meinung nicht, im Gegenteil. In seiner Stellungnahme kritisiert er die Interpretation der Vernehmlassungsantworten. In Tat und Wahrheit sei die Zustimmung lediglich das Ergebnis einer äusserst einseitigen Informationspolitik.

«Das Projekt ‹Rorschach Plus› wurde der Bevölkerung in einer nicht zu verantwortenden Einseitigkeit vorgestellt.»

Das schreiben Vereinspräsident Lukas Reichle und Vorstandsmitglied Felix Gemperle. Und weiter: «Die Vorzüge wurden in einer tendenziös gestalteten Wohlfühl-Broschüre hochgejubelt, kritische Punkte wurden nicht einmal im Ansatz beleuchtet. Dass unter diesen Vorgaben die Antworten mehrheitlich positiv ausfallen ist nicht erstaunlich. Wesentlich spannender wäre es jedoch, wenn auch die Gegenargumente präsentiert würden.»

In der Antwort der Gemeinden an den Verein irritiere vor allem die Aussage, dass mit der Überarbeitung des Masterplans die Forderung des Vereins, eine Lösung mit zusätzlichen Unterführungen ohne Autobahnanschluss, zwar geprüft wurde, die Gemeinden aber die Meinung vertreten würden, dass sich damit die heutige Stausituation nicht verändere, sie sich sogar noch verschärfen würde. Ausserdem behaupteten die Behörden fälschlicherweise, dass diese Variante «Null Plus» aus verkehrstechnischer Sicht nicht zweckmässig und darum nicht weiter zu verfolgen sei.

Verein will keine neuen Gebiete für Verkehr opfern

«Das Problem in der Region ist nicht die Menge des Verkehrs, sondern die vielen Staus. Dieses Problem kann man nicht lösen, indem neue Gebiete dem Verkehr geopfert werden», sagt Felix Gemperle. Es sei seine tiefe Überzeugung, dass die vom Verein vorgeschlagene Variante besser sei, da sie weniger negative Auswirkungen habe. Ausserdem, so Gemperle, sei das Verkehrsproblem in der Region nicht lösbar, es liesse sich nur entschärfen. Das gelte auch für einen Autobahnanschluss.

Der Verein kritisiert weiter, dass die Behörden explizit die Abgabe und Erläuterung der entsprechenden Grundlagen verweigere. «Wir fragen uns, weshalb die Gemeinden der Bevölkerung trotz Öffentlichkeitsgesetz wichtige Informationen vorenthalten und damit einen öffentlichen Diskurs verhindern. Ihr Verhalten lässt sich nur damit erklären, dass aus verkehrsplanerischer Sicht die Behauptung der Gemeinden schlicht nicht haltbar ist.»

Kein Interesse an alternativen Ideen?

Gemäss Aussage eines Experten könne die Verkehrsmenge in der Agglomeration Rorschach durch das bestehende Strassennetz aufgefangen werden, wenn der Verkehr dank Unterführungen fliesse, die Staus an den Barrieren dadurch wegfallen und mit anderen flankierenden Massnahmen weitere Optimierungen angegangen würden. Die Behörden wollten aber über alternative Lösungen gar nicht ernsthaft diskutieren.

Dies stehe im Widerspruch dazu, dass die Gemeinden sich rühmten, die Bevölkerung früh mit einbezogen zu haben. Der Verein «Kein 3 Autobahnanschluss» erwarte von den Behörden in Zukunft eine transparentere Information über alle Aspekte dieses für die Region einschneidenden Projektes. «Die Nachteile eines Autobahnanschlusses werden von den Behörden nicht sichtbar kommuniziert», bekräftigt Felix Gemperle.

Der Artikel ist im St.Galler Tagblatt am 28.06.2018 erschienen und wurde durch Ruedi Hirtl verfasst.

Online-Link: hier

Verkehrsclub fordert Plan B

A1-ANSCHLUSS Der Masterplan «Autobahnanschluss-Plus» führt laut Verkehrsclub St.Gallen-Appenzell zu mehr Verkehr in Wohngebieten und zu unnötigem Verschleiss von Kulturland.

Seit Ende August liegt ein Gesamtkonzept der Gemeinden Goldach, Rorschach und Rorschacherberg vor. Der sogenannte Masterplan «Autobahnanschluss-Plus» sieht einen A1-Zubringer im Goldacher Hanggebiet Witen vor. Die Behörden wollen den Anschluss und ihre Exponenten betonen einstimmig, dass es dabei um «wesentlich mehr geht, als um den A1-Anschluss». Sie loben den Masterplan als «absolut gut» und «sehr lohnende Sache». Die geschätzten Kosten für die Umsetzung des Plans liegen bei 190 Millionen Franken. Den Grossteil davon übernähmen der Bund und der Kanton. Die Gemeinden müssten 10 bis 15 Prozent der Gesamtsumme übernehmen. Und je nachdem für «Interessenbeiträge» oder Kosten für Begleitprojekte aufkommen. Für die lokalen Beiträge benötigen die Gemeinden das Ja der Bevölkerung. Werden diese von ihr abgelehnt, kann das Projekt begraben oder jedenfalls für Jahre verzögert werden.

Während der Vernehmlassung zum Masterplan haben regionale Parteien und Verbände Stellung zum «Autobahnanschluss-Plus» genommen. So auch der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) St.Gallen Appenzell. In der Medienmitteilung schreibt der Club, dass er es zwar begrüsse, dass im Masterplan über die Gemeindegrenzen hinaus die Situation und die künftige Entwicklung analysiert wurde und daraus Massnahmen zur Verbesserung geplant würden. Er finde es jedoch störend und raumplanerisch falsch, dass der Autobahnanschluss und die Zubringerstrasse die zentralen Element der Planung seien. Der VCS wirft der Planungsgruppe vor, dass man eine Vielzahl von planerischen Überlegungen nicht gemacht habe oder solche im Masterplan kaum erwähnt würden. Gemäss VCS würden die Nachteile beim Bau der Strasse deutlich überwiegen.

ÖV und Fuss- und Veloverkehr verbessern

Der vorliegende Masterplan könne den Club nicht davon überzeugen, dass ein Autobahnanschluss die Verkehrssituation in der Region verbessern würde, heisst es in der Mitteilung. Man befürchte, dass viele Strassen in den Quartieren vom zusätzlichen Verkehr durch den Anschluss belastet würden. Die Rede ist von gut 17000 Fahrzeugen mehr pro Tag bis 2040. Die Annahme, dass der motorisierte Verkehr im Zentrum Rorschachs dank des Autobahnanschlusses abnehmen werde, sei aufgrund des Masterplans nicht nachvollziehbar.

Zudem sei man überzeugt, dass neben der lokalen Verschlechterung der Lebensqualität durch den Mehrverkehr auch globale Auswirkungen des motorisierten Verkehrs auf das Klima und den Ressourcenverbrauch zu beachten seien. Deshalb empfehle man den Gemeinden, mehr auf die Verbesserungen des Angebots des öffentlichen Verkehrs und des Fuss- und Veloverkehrs zu setzen, statt Strassen auszubauen, die zusätzlichen Verkehr generieren würden. Überdies brächten der teure und steile A1-Anschluss und die Zubringerstrasse nicht nur mehr Verkehr, Lärm und Gefahren in die «Stadt am See» und deren Wohngebiete, sondern sie zerstörten auch Kulturland. Dies sei unnötig.

Forderung nach Plan B ohne A1-Anschluss

Aus den aufgeführten Gründen fordert der VCS die Planungsgruppe und die beteiligten Gemeinden dazu auf, einen Plan B zur Verbesserung der Verkehrssituation ohne Autobahnanschluss auszuarbeiten. Man sei der Meinung, dass die Wahlberechtigten der betroffenen Gemeinden zwischen zwei ausgearbeiteten Alternativen wählen können sollen. (vcs/arc)

Dieser Artikel ist im St.Galler Tagblatt vom 10. November 2017 erschienen. Der Artikel kann hier nachgelesen werden.

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